Seit April 2021 präsidiert Peter Dransfeld den Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA). Der amtierende grüne Thurgauer Kantonsrat und Inhaber des Büros dransfeldarchitekten erklärt im Gespräch, wie er seinen Berufsverband sieht. (Text und Fotos: Beat Matter; für „die baustellen“ Nr.12/2021)
Spätestens seit Sie im April 2021 zum Präsidenten des SIA gewählt wurden, pendeln Sie regelmässig zwischen Ihren Arbeitsorten in Ermatingen (TG) und Zürich. Auf welchen Abschnitten dieser Reise schauen Sie besonders gerne aus dem Fenster? Und wo halten Sie sich lieber die Augen zu?
Peter Dransfeld: Am liebsten schaue ich am Untersee zum Fenster raus. Wenn ich mit dem Zug zwischen Ermatingen und Zürich unterwegs bin, nicke ich oft zwischen Weinfelden und Winterthur ein. Das ist jedoch keine bewusste Verweigerungshaltung. Ich betrachte sowohl ländliches wie auch städtisches Umfeld gerne.
Die Frage haben Sie sich selbst eingebrockt. Nach Ihrer Wahl gaben Sie der „NZZ“ zu Protokoll: „Die Schweiz sieht nicht schön aus. Es ist zu lange, zu viel und zu schnell gebaut worden“. War das als Provokation gedacht?
Nein. Es ist eine Aussage, die im Kern schlicht wahr ist, selbst wenn sie in dem Zitat vielleicht etwas pointiert formuliert war. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in zahlreichen anderen Weltgegenden wurden im Wohlstand der vergangenen 100 Jahre viele räumliche und gestalterische Qualitäten geopfert.
Für eine Provokation wäre die Aussage auch zu wenig überraschend gewesen. Die Kritik wird seit Jahrzehnten erhoben.
Ja, man hätte dieselbe Aussage schon vor 20 Jahren machen können. Vor 20 Jahren war es jedoch so, dass man jene Unwirtlichkeit eher in den Agglomerationen wahrgenommen hat, die Alexander Mitscherlich damals in „Die Unwirtlichkeit unserer Städte“ polemisierte. Heute nimmt man sie verstärkt auch in ländlichen Regionen wahr, während die städtischen Kerne ein Stück weit davon verschont bleiben, weil da ein kontinuierliches Wachstum stattfindet.
Welche Rolle sehen Sie hier für den SIA? Soll sich der Verein aktiv einbringen in der Frage, wo wie gebaut werden soll?
Es ist nicht Aufgabe des SIA ist, sich zum Zonenplan einer Gemeinde oder zu einem einzelnen städtischen Bauprojekt zu äussern. Dies zumindest nicht auf Stufe des nationalen Vereins. Auf Ebene der Sektionen sehe ich aber durchaus die Legitimation, sich zu regionalen Fragestellungen zu äussern. Geht es jedoch im übergeordneten Massstab darum, dem Bemühen für eine besser gestaltete bauliche Umwelt Nachdruck zu verschaffen, dann ist es nicht nur erlaubt, dass sie der SIA einbringt, sondern es ist seine vornehme Pflicht.
Sie sind seit rund acht Monaten SIA-Präsident. Wie sind Sie in Ihrer neuen Rolle angekommen?
Ich habe die Zeit seit meinem Antritt als sehr intensiv und meine neue Funktion als sehr fordernd und zugleich sehr motivierend erlebt. Ich bin mit grosser Neugierde in diesen neuen Abschnitt meines Lebens eingetaucht. Und ich durfte zahlreiche spannende Begegnungen erleben mit Anspruchsgruppen unterschiedlichster Art – seien es interne Vertreter unserer 16‘000 SIA-Mitglieder, der 19 Sektionen, der rund 3000 ehrenamtlich Tätigen, der rund 70 Mitarbeitenden oder seien es externe Vertreter von Organisationen und Gruppierungen, die im Austausch stehen mit dem SIA. Ich muss aber ehrlich einräumen: Ich überblicke die Komplexität des SIA und dessen Strukturen mittlerweile einigermassen, ganz erfasst aber habe ich sie mit Sicherheit noch nicht.
Sie waren schon vor Ihrer Wahl zum SIA-Präsidenten im Verband aktiv, präsidierten seit 2019 die SIA-Berufsgruppe Architektur. Dennoch treffen Sie auf Prozesse, Strukturen, Gruppierungen, die Ihnen neu sind?
Durchaus. Ich bin zwar langjähriges Mitglied, bis 2019 hatte ich jedoch keine aktive Funktion innerhalb des SIA. Erst als ich Präsident der Berufsgruppe Architektur wurde, erhielt ich die Gelegenheit, Kontakte aufzubauen und mich mit den Abläufen und Strukturen des Vereins vertraut zu machen. Seither lernte ich Woche für Woche und Monat für Monat mehr über die Funktionsweise des SIA. Dieser Prozess dauert bis heute an. Ich bin aber froh, konnte ich mit zwei Jahren SIA-Vorerfahrung in das Präsidium einsteigen.
Anders als die meisten Ihrer Vorgänger sind Sie kein städtischer SIA-Präsident. Ein Problem?
Davon gehe ich nicht aus. Denn obwohl ich einer der wenigen ländlichen SIA-Präsidenten in der langen Geschichte des Vereins bin, bin ich gleichzeitig ein sehr typischer Vertreter der SIA-Basis. Ich führe ein Büro mit zehn Mitarbeitenden. Wir machen Planungen und Bauleitungen bei Neubauten sowie im Bestand, für die öffentliche Hand sowie für Private. Mit diesem Hintergrund repräsentiere ich einen guten Teil des „SIA-Mittelstandes“, verstehe dessen Bedürfnisse und bringe den entsprechenden Stallgeruch mit. Dieser Eindruck hat sich seit meinem Antritt bestätigt. Ich finde intern und extern sehr guten Zugang.
Nachdem Sie nun als Präsident ein gutes halbes Jahr tief und noch tiefer in den SIA eingetaucht sind: Welchen Eindruck haben Sie gewonnen? Wie steht der SIA da?
Ich hatte vor meinem Antritt ein Bild des SIA, das weiterhin gültig ist: Der Verein macht vieles gut, vieles hervorragend. Daneben gibt es Bereiche, in denen Fortschritte möglich wären, so wie das bei allen grösseren Organisationen der Fall ist. Ich sehe keine Veranlassung, den SIA umfassend zu kritisieren. Gleichzeitig wäre es beschönigend zu behaupten, der SIA mache alles perfekt.
Welche zwei, drei Punkte würden Sie beispielhaft hervorheben: Wo glänzt der SIA?
Hervorragend finde ich, wie der SIA die Komplexität seiner eigenen Strukturen bewältigt. Natürlich läuft auch in dieser Hinsicht nicht immer alles rund. Doch führt man sich die Grösse und die Komplexität der Organisation vor Augen, müsste man mit deutlich mehr Reibung und Ineffizienz rechnen. Dass dies nicht der Fall ist, ist das Verdienst von allen Verantwortlichen, die den SIA in den vergangenen 185 Jahren aufgebaut, weiterentwickelt und gestärkt haben.
Einen weiteren Glanzpunkt sehe ich darin, wie der SIA den Austausch mit seiner Basis sucht und wahrnimmt. Er gebärdet sich nicht als abgehobener, unnahbarer Verband, sondern engagiert sich ehrlich und mit verschiedensten Massnahmen aktiv, um seine Mitglieder einzubinden.
Welche Ziele setzen Sie sich für Ihr Präsidium?
Ich möchte die positiven Punkte, die ich hervorgehoben habe, auf hohem Niveau weiterpflegen. Ich will also dafür sorgen, dass die gut funktionierende Maschine SIA weiterhin gut läuft und dass weiterhin ein reger Austausch auf allen Ebenen gelebt wird.
Wo gibt es Themenbereiche, in denen Fortschritte nötig sind?
Ich nehme mir vor, im Bereich der SIA-Vergabeordnungen, also bei den Arbeitsvergaben, bei Honorar- oder auch Wettbewerbsordnungen, Fortschritte zu erzielen. Bei unseren Mitgliedern besteht die erhebliche und berechtigte Erwartung, dass bei den Ordnungen zukunftsfähige und nachhaltige Revisionen gelingen. Der Druck ist gross, weil die Vergabeordnungen den Arbeitsalltag unserer Mitglieder direkt betreffen und prägen.
Ein weiteres Handlungsfeld sehe ich in der digitalen Entwicklung, die der SIA mit wachem Verstand und offenem Geist verfolgen und mitgestalten soll. Und schliesslich engagiere ich mich dafür, dass der SIA eine Basis schafft und stärkt, um den positiven Umgang mit der baulichen Verdichtung sowie dem energetischen Umbau des Gebäudeparks zu fördern.
Vergabewesen, Digitalisierung, Verdichtung, Nachhaltigkeit – das sind Bereiche, an denen beim SIA schon seit Jahren gearbeitet wird. Braucht es hier zusätzlichen Effort?
Der SIA soll und muss seinen Mitgliedern nicht vorschreiben, woran sie in welcher Weise zu arbeiten haben. Wir bieten unseren Mitgliedern unterschiedlichste Weiterbildungsmöglichkeiten an und diskutieren aktuelle Probleme und Innovationen auf unseren Fachkongressen und anderen Veranstaltungen. Wir erzielen dann die besten Ergebnisse, wenn wir gute Rahmenbedingungen schaffen, innerhalb derer unsere 16‘000 Mitglieder eigenständig Lösungen für ganz unterschiedliche Problemstellungen suchen und finden können. Es ist aber durchaus legitim, dass wir als Berufsverband mit Nachdruck fördern und vermitteln, welchen Wert die Arbeit unserer Mitglieder für das verdichtete, gestalterisch hochwertige und nachhaltige Bauen hat. Ich denke, das können wir noch intensivieren.
Sie haben den Standpunkt seit ihrem Antritt immer wieder dargelegt, dass der SIA die Grundlage dafür schaffen soll, dass seine Mitglieder innovativ, effizient, nachhaltig, digital fortschrittlich etc. arbeiten können – und dass es nicht Aufgabe des SIA sei, konkret darzulegen, wie das zu geschehen habe. Steht das im Widerspruch zu Erwartungen gewisser Mitglieder?
Ich glaube nicht, dass es Mitglieder in grösserer Zahl gibt, die vom SIA erwarten, dass er ihnen vorgibt, wie sie zu arbeiten haben. Unsere Mitglieder sind eigenständig und wollen auch so arbeiten können. Dass es jedoch auf Funktionärsebene da und dort den Glauben gibt, man sollte die Mitglieder etwas stärker steuern, ist eine spürbare Tendenz. Ich werte das als gutgemeinte Bestrebungen, jedoch entspricht es nicht meiner Vorstellung der Rolle des SIA.
Sie betonen, dass der SIA eine komplexe Organisation sei, die angesichts dessen sehr gut funktioniere. Gleichzeitig haben Sie in Interviews zum Amtsantritt gesagt, dass man durchaus da und dort etwas verschlanken und effizienter lösen könnte.
Ich habe hier einen gewissen Wandel durchgemacht. Zu Beginn meiner Amtszeit war ich überzeugt davon, dass im SIA eine deutliche Verschlankung angezeigt sei. Mittlerweile hatte ich die Gelegenheit, tiefer einzutauchen und dadurch den Wert und die Bedeutung von Strukturen und Gefässen besser zu verstehen. Das hat dazu geführt, dass ich heute zurückhaltender darin bin, strukturelle Reformen anzuregen oder gar zu fordern. Keine Frage: Der SIA soll seine Leistungen schlank und effizient erbringen. Aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass die bestehenden Strukturen dies zulassen.
Man könnte interpretieren: Sie sind nach gut einem halben Jahr als SIA-Präsident zur Einsicht gelangt, dass der SIA nicht reformierbar ist. Wie falsch wäre diese Interpretation?
(lacht). Sie wäre falsch. Die „Thurgauer Zeitung“ hat mich 2020 als unerschrockenster Thurgauer Kantonsrat bezeichnet. Ich bin keiner, der vor verkrusteten Strukturen im Glauben resigniert, man könne ja doch nichts ändern. Wenn ich überzeugt bin, dass Änderungen nötig sind, dann sage ich es und bemühe mich darum, diese einzuleiten. Beim SIA führen die Grösse und die Komplexität der Organisation selbstverständlich zu einer gewissen Trägheit. Aber Trägheit – so negativ der Begriff oft verstanden wird – bedeutet eben auch Kontinuität, Vertrauen und Verlässlichkeit. Manchmal dauern die Prozesse eben länger, als wir es in unserer schnelllebigen Zeit gerne hätten. Zum Beispiel weil unterschiedlichste Akteure einbezogen werden, oder vieles mehrfach überprüft, verbessert und präzisiert wird. Aber dafür haben die Resultate nach diesem Weg eine bessere Akzeptanz und eine längere Gültigkeit.
Nebst strukturellen und inhaltlichen Punkten gibt es kulturelle Herausforderungen, die immer wieder an die Oberfläche kommen: Zum Beispiel die etwas distanzierte Beziehung der Romandie zum von Zürich aus geführten SIA. Sie haben einen Teil Ihrer Jugend in Frankreich verbracht und sprechen fliessend Französisch. Was können und wollen Sie zu einer stärkeren Integration der Romandie beitragen?
Man muss sich bewusst machen: Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung hat anständige Kenntnisse einer zweiten Landessprache. Aber nur wenige haben gute oder sehr gute Kenntnisse. Damit ist gegeben, dass eine gewisse Barriere oder eine gewisse Eigenständigkeit der Sprachregionen vorhanden ist. Die Westschweizer Sektionen des SIA sind ausgesprochen aktiv und engagiert. Sie stehen darin den Deutschschweizer Sektionen in keiner Weise nach. Entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist, dass man den Austausch intensiviert, ohne eine Einebnung anzustreben. Die Eigenständigkeiten und Unterschiede zwischen den Sprachregionen – aber beispielsweise auch zwischen Stadt und Land – sind zu akzeptieren und zu respektieren. Mit meiner Zweisprachigkeit habe ich das Glück, diesen respektvollen Austausch, der ohnehin schon vorhanden ist, noch besser und direkter zu pflegen.
Auch die Integration der einzelnen Berufsgruppen ist ein Thema, das den SIA immer wieder umtreibt. So gibt es die altbekannte Kritik, wonach sich der SIA mehr und mehr zum reinen Architektenverein entwickle. Wie schätzen Sie die Lage ein?
Das stimmt so nicht. Dass sich Architekten und Ingenieure in einem gemeinsamen Berufsverband organisieren, ist im internationalen Vergleich etwas Untypisches. Mir ist dieses Gemeinsame jedoch sehr sympathisch. Es ist ein Gedanke, den ich aus Überzeugung mittrage und seit 30 Jahren als Architekt lebe. In meinem Architekturbüro verstehen wir Ingenieure sowie auch Ausführende als unsere Partner. Es sind Partner, mit denen man sich auf Augenhöhe austauscht und mit denen man gemeinsam gute Lösungen erarbeitet. In keiner Weise sind es Leute, die wir als Architekten zu steuern und zu dominieren versuchen. Das entspricht meiner Grundhaltung. Und deshalb bin auch gerne im SIA. Bauaufgaben sind heute komplexer und vielschichtiger. Gerade weil der SIA mit seinen rund dreißig Disziplinen so breit aufgestellt ist, kann der fachübergreifende Austausch viel besser stattfinden. Das interdisziplinäre Netzwerk ist eine Stärke des SIA.
Dennoch gibt es im Verein Ungleichgewichte zwischen den Berufsgruppen.
Die Mitglieder des SIA teilen sich rund hälftig in Architekten und Ingenieure. Da die Ingenieurinnen und Ingenieure je nach Fachrichtung jedoch die separaten Berufsgruppen Ingenieurbau, Technik und Umwelt bilden, stellen die Architekten die grösste Einzelgruppe. Aus dieser Konstellation heraus besteht die Gefahr, dass die Architekten eine dominierende Stellung einnehmen. Sie wird im SIA ernst genommen und sorgfältig beobachtet. Dennoch kommt es immer wieder zu kritischen Äusserungen. Meine Haltung ist klar: Angesichts dessen, dass der SIA seit mittlerweile 20 Jahren von Architekten präsidiert wird, stehen wir in der besonderen Verpflichtung, die Anliegen der Ingenieure zu hören und ernst zu nehmen. Wenn man sich die Besetzung unserer Geschäftsleitung oder auch der Sektionsvorstände anschaut, wird diese Verpflichtung sehr ernst genommen.
Insbesondere, was die Ingenieure betrifft, steht der SIA auch in einer gewissen Konkurrenz zu anderen Berufsverbänden. Wie ist das Einvernehmen?
Sowohl für Architekten als auch für Ingenieure stehen andere Verbände offen. Dennoch können wir feststellen, dass sehr viele Fachleute gerne Mitglied beim SIA sind. Wir pflegen mit den anderen Architekten- und Ingenieurverbänden, aber auch mit weiteren Berufsverbänden, die im Bauumfeld angesiedelt sind, einen engen und guten Austausch, sei es direkt oder auf Ebene von bauenschweiz. Und ich habe keinerlei Ambitionen, zu einem scharfen Wettstreit beizutragen. Im Gegenteil: Fortschritte wie die Revision des Beschaffungsrechts vor zwei Jahren zeigen deutlich: Grosse Erfolge gelingen nur gemeinsam.
Bei Ihrer Wahl wurde nebst fachlichen und unternehmerischen Qualitäten auch Ihre politische Erfahrung hervorgehoben. Sie waren Gemeinderat in Ermatingen, sitzen seit 2012 im Thurgauer Parlament und kandidierten 2019 erstmals für den Nationalrat. Warum ist diese politische Erfahrung wichtig für den SIA?
Aus zwei Gründen: Erstens, weil man als Politiker vertraut ist mit Entscheidungsprozessen in Gruppen mit ganz unterschiedlichen Ansichten. Es geht um eine Versiertheit im respektvollen Wettstreit um die besten Argumente und schliesslich um die Konsolidierung von Meinungen, um zu zählbaren Resultaten zu gelangen. Wir wissen alle, dass dies im politischen Kontext mal besser und mal weniger gut gelingt. Aber es gelingt besser, wenn die involvierten Personen vertraut und erfahren sind mit den Mechanismen der Entscheidungsfindung.
Und zweitens?
Zweitens, weil ich mit der kantonalen und nationalen Politik vertraut bin, die uns inhaltlich beim SIA interessiert. Weil ich als Politiker weiss, wie Gesetze entstehen und wie man Einfluss nehmen kann auf die Politik und die Verwaltung im Interesse von besseren Lösungen. Und weil ich als Politiker über Kontakte zu Personen verfüge, die im Politbetrieb wichtig sind. Ich bin nebst meiner Arbeit und dem SIA-Präsidium weiterhin als Thurgauer Kantonsrat tätig – wenn auch aus zeitlichen Gründen nicht mehr sehr aktiv. Zudem bin ich Nachrücker für den Nationalrat. Ich hoffe, aus dieser Position heraus einen Beitrag leisten zu können für die gute Vernetzung des SIA.
Sie sagen es: Sie sind erster Ersatz für einen amtierenden Thurgauer Nationalrat Kurt Egger. Sollte dieser vor Neuwahlen zurücktreten, könnten Sie nachrutschen. Wie denken Sie über eine solche Option?
Ich betrachte es als rein theoretische Option. Ich stehe in engem und freundschaftlichem Austausch mit Kurt Egger. Es ist ein lustiger Zufall, dass Egger als Maschinen- und Energieingenieur langjähriger Vize-Präsident der SIA-Sektion Thurgau ist. Umso mehr wünsche ich ihm von Herzen, dass er seine Tätigkeiten erfolgreich weiterführen kann.
Sie sind jetzt für eine Amtszeit von vier Jahren als SIA-Präsident gewählt. Woran wollen Sie sich vor einer allfälligen Wiederwahl messen lassen?
Die Frage nimmt ein bisschen vorweg, dass ich für eine zweite Amtszeit antreten würde. Das ist für mich offen, denn ich bin nicht sicher, ob die langen Amtszeiten, wie sie zuletzt praktiziert wurden, nötig und sinnvoll sind. In der Zeit, für die ich gewählt bin, engagiere ich mich jedoch dafür, dass der SIA organisatorisch sowie wirtschaftlich weiterhin solide funktioniert, dass der Austausch mit der Basis erhalten und wo möglich ausgebaut wird und dass wir Fortschritte erzielen in wichtigen Themenfeldern. Diese Punkte sind mir wichtig, deshalb lasse ich mich daran messen – unabhängig davon, ob es dann in eine weitere Runde geht.