Mit Kamera und Kickboard

Steve Ohlin, 23, Baustellen-Fotograf und Web-Unternehmer, kurvt regelmässig tagelang in der Region Zürich–Winterthur umher. Und dokumentiert den Fortschritt auf Baustellen. (die baustellen Nr. 06/2011)

Ich war wohl eines dieser Kinder, das man bei einer Baustelle absetzen konnte und sich dann ein paar Stunden nicht mehr zu kümmern brauchte. Von Klein an interessierte mich die Bauerei. Später waren es nicht mehr nur die grossen Maschinen und die allgemeine Aktivität auf dem Bauplatz, die mich faszinierten, sondern zusätzlich architektonische und städtebauliche Aspekte. Insgesamt mochte ich es stets, mitzuverfolgen, wie sich die Welt in baulicher Hinsicht verändert. Am stärksten meine direkte und erweiterte Umgebungswelt, die Region Zürich–Winterthur. Mit ungefähr 16 Jahren begann ich, mein Interesse für Bauten mit der Fotografie zu verbinden. Ich war damals schon regelmässig in der Stadt unterwegs, klapperte eine Baustelle nach der anderen ab, um den Baufortschritt zu beobachten. Informationen zu den Projekten im Internet zu finden, war jeweils einfach. Doch fiel mir auf, dass Fotos spärlich vorhanden waren. So begann ich, ausgewählte Bauwerke zu fotografieren und die Bilder aufs Internet zu laden. Rund ein Jahr später erweiterte ich meine fotografische, dokumentarische Tätigkeit, indem ich nicht mehr nur die fertigen Gebäude, sondern die ganze Realisierungsphase festhielt. Mein Ziel ist es, jedes interessante Projekt vom Aushub bis teilweise ein, zwei Jahre nach der Fertigstellung zu begleiten.

Zu enger Fokus

Als es für mich um die Berufswahl ging, überlegte ich, ob ich einen Beruf ergreifen soll, der irgendwie mit dem Bau zu tun hat. Ich war mir allerdings unsicher, weil mich der Bau als Ganzes interessierte. Den Weg eines Architekten, Ingenieurs oder vielleicht Maurers einzuschlagen, wäre mir zu spezifisch gewesen. Es wäre wohl meiner Faszination für den Gesamtprozess nicht gerecht geworden. Ich machte schliesslich das KV. Nach der Lehre gründete ich zusammen mit einem Kollegen ein Immobilienportal, auf welchem ausschliesslich Neubauten zur Miete oder zum Kauf präsentiert werden. Durch die selbstständige Arbeit kann ich meine Tage flexibel gestalten. Ein kleiner Nebenjob sorgt für die notwendige finanzielle Basis.

Ein Leben lang

Zu Beginn war das Fotografieren und Dokumentieren ein reines Hobby. Ich beschäftigte mich an den Wochenenden und teils über Mittag damit. Weil meine Fotografien jedoch immer professioneller wurden, überlegte ich mir irgendwann, die Fotos im Internet zum Kauf anzubieten. Der Absatz der Fotos sollte es mir ermöglichen, nicht Vollzeit im Büro arbeiten zu müssen. Mehr vorhandene Zeit würde zu noch besserer Qualität der Fotos führen, dachte ich mir. Zumal das Interesse vorhanden war und ist. Immer mehr Menschen greifen auf meine Galerie zu. Pro Monat verzeichne ich 3000 bis 4000 unterschiedliche Besucher auf meiner Website. Durch Verlinkung auf ein Forum, das sich mit dem Thema beschäftigt, werden monatlich rund 100 000 Mal Fotos von mir angeklickt. Hie und da bestellt jemand ein paar Fotos. Eine grosse Schweizer Generalunternehmung unterstützt mich mit einem jährlichen finanziellen Beitrag, dafür besuche ich ihre Baustellen noch intensiver und stelle ihr die Fotos zu Verfügung. Für weitere Partnerschaften bin ich selbstverständlich offen. Zeitlich betrachtet sind es heute rund 20 Prozent, in denen ich mich um die Dokumentation von Baufortschritten kümmere. Klares Ziel ist es, das Pensum auf 50 Prozent zu erhöhen. Wenn es irgendwie geht, möchte ich das mein Leben lang fortführen.

Beat Matter

Beat Matter

Ich schreibe. Und ich fotografiere. Beides fliessend. Für Medien, Unternehmen, Stiftungen, Verbände, Vereine und Private.

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