Diego Bernardini, 38, Mitinhaber der Webagentur Bernardini + Schnyder, stellt die Benutzerfreundlichkeit über alles andere. Was simpel aussieht, ist bis ins letzte Detail durchdacht. (die baustellen Nr. 05/2011)
Wir sind Handwerker, keine Internetkünstler. Unsere einzige Kunst liegt im Weglassen. Heute geht man davon aus, dass der Besucher innert drei bis fünf Sekunden entscheidet, ob er an einem Ort gelandet ist, an dem er noch etwas bleiben will. Im geschäftlichen Umgang wurde ich meinen, es sind eher drei als fünf Sekunden. Weshalb langer bleiben? Der Mitbewerber ist zwei Klicks entfernt: Zurück auf Google und ab zum Nächsten! Entsprechend ist es wichtig, dass der Besucher einer Website sofort erfahrt, ob er darauf findet, was er sucht. Wer einen Landschaftsgartner sucht, wird nun einmal auf der Website von Implenia nicht fündig. Punkt aus. Wenn er das erst nach fünf Minuten erfahrt, ist er sauer auf Implenia, fühlt sich verschaukelt. Natürlich ist ein ansprechendes Äusseres wichtig und unser Credo – die Benutzerfreundlichkeit – ist deshalb auch ein wenig mit dem Ergonomie-Design vergleichbar. Wir stellen die in der Fachsprache genannte ≪Usability≫ über alles. Entsprechend verfolgen wir einen analytischen Ansatz, und wenn wir für einen Kunden ein Problem losen sollen, stellen wir zuerst viele Fragen. Wer sind Ihre Kunden? Wonach suchen Sie am Häufigsten? Was genau will man mit der Website erreichen? Wieso sollte ein Besucher auf der Website bleiben? Wir fragen nach Statistiken und haben es am liebsten, wenn wir sogar mit den Kunden unserer Kunden sprechen können. Nur so finden wir heraus, was wirklich relevant ist.
Glauben nie verloren Das Internet ist heute Informationsquelle Nummer 1. Der Bedarf nach Beratung und Optimierung ist grosser denn je. Als wir vor zehn Jahren unsere Firma gründeten und ein Büro suchten, hatten grosse Teile der Welt um uns herum den Glauben ans Internet verloren. Es war nicht lange her, als die Dotcom-Blase fulminant platzte. Gewisse Vermieter listeten auf ihren Ausschreibungen auf, in welchen Geschäftszweigen die neue Mieterschaft tätig sein soll. Internet- Agenturen wurden nie erwähnt. Andere fragten uns bei der Besichtigung, ob wir eine Kanzlei eröffnen, wofür sie unseren Firmennamen, Bernardini + Schnyder, als Indiz nahmen. Nach der Aufklärung bekamen wir jeweils keinen Bescheid mehr. Wir haben den Glauben ans Internet aber nie verloren, zum Glück.
Es ist das Solide Ich bin gebürtiger Italiener. Wenn ich italienische Webseiten betrachte, so liegen die teilweise weit hinter dem zurück, was in der Schweiz bereits Standard ist. In anderen Ländern hingegen ist man uns einen guten Schritt voraus: Die grossen Dienstleister, Industrie- und Konsumfirmen aus Amerika, aber auch in Skandinavien oder in Deutschland realisieren heute schon Web-Konzepte, die bei uns erst noch ankommen müssen. Insgesamt ist die Schweiz jedoch gut unterwegs. Zu tun gibt es trotzdem. Genügend. Gemeinsam mit Kunden solche Verbesserungspotenziale zu besprechen, ist meine grosse Leidenschaft. Ich liebe das Beraten. Schnyder, mein Geschäftspartner, ist eher der Tüftler. Als wir die Firma gründeten, fragten wir uns, aus welchen Segmenten wir uns Kunden wünschen wurden. Ich wünschte mir damals schon industrielle Kunden. Vielleicht lag das daran, dass Vater Feinmechaniker ist und in der Industrie arbeitet. Heute haben wir einige Kunden aus dem Immobiliengeschäft und der Baubranche. Ich schätze den handwerklichen Ansatz, den man in der Baubranche teilweise bis hoch ins Kader antrifft: Hand drauf, so wird’s gemacht! Es ist das Solide, das mir imponiert. Letztlich das, was auch wir bieten wollen.