Marco Lang (27), Geomatik-Ingenieur, ist Projektleiter Ingenieurvermessung bei der Terradata AG. Ihn reizen die neuen technologischen Möglichkeiten in der Vermessung. Das Ziel jedoch bleibe dasselbe. („die baustellen“ Nr.04/2020)
Drohnen sind in aller Munde, auch in der Vermessung. In meinem Alltag aber setze ich Drohnen bisher eher in Ausnahmefällen ein. Insbesondere dann, wenn grössere Geländemodelle mit nicht maximaler Genauigkeit gefragt sind. In solchen Fällen zeigt sich ein deutlicher Effizienzgewinn der Drohne gegenüber der konventionellen Vermessung. Gilt es allerdings kleinere Bereiche mit grösstmöglicher Präzision zu vermessen, kommt weiterhin der Tachymeter zum Einsatz.
Ein Drohneneinsatz ist keine Spontan-Aktion, sondern erfordert einige Vorbereitungen: Findet der Vermessungsflug beispielsweise im Grossraum Flughafen Zürich statt, was bei uns am Standort Zürich schnell der Fall ist, müssen wir beim BAZL eine Bewilligung einholen und sowohl den Flughafen wie auch die Kantonspolizei vor und nach dem Flug benachrichtigen.
Im zu vermessenden Gebiet spraye ich schliesslich gut sichtbare Passpunkte auf den Boden und registriere deren exakte Position. Sie dienen auf den späteren Drohnenbildern als sauber erkennbare und präzis lokalisierte Referenzpunkte. Nach erfolgter Flugplanung über eine entsprechende App findet der Flug der GPS-unterstützen Drohne schliesslich weitgehend selbständig ab. Bloss Starts und Landung mache ich manuell. Da traue ich der Automatik nicht so ganz.
Vielseitige Herausforderung
Mathematik ging mir seit jeher leicht von der Hand. Die Geometrie aber faszinierte mich stets besonders. Das spielte auch in die Berufswahl hinein: Nach Schnupperlehren als Hochbauzeichner, Konstrukteur und eben Geomatiker, stand für mich fest: Die Geomatik ist es. Die Kombination von Büroarbeit und Feldeinsätzen fand ich super. Aber vor allem: Der Job ist Geometrie im Grossformat.
Meine Lehre machte ich beim Vermessungsamt der Stadt Zürich. Lehrbegleitend besuchte ich die Berufsmaturitätsschule. Das eröffnete mir später die Möglichkeit, in Muttenz ein Fachhochschulstudium in Geomatik zu absolvieren. Ich schloss 2016 ab, hängte ein paar Monate Zivildienst an und begann im Frühling 2017 bei der Terradata AG zu arbeiten.
Mittlerweile bin ich seit 12 Jahren in der Geomatik tätig – und bin nach wie vor begeistert vom Job. Die täglichen Herausforderungen sind so vielseitig, dass einem kaum langweilig werden kann.
Viel neue Technologie
Mein Büro ist hauptsächlich in der Hochbau-Ingenieurvermessung tätig. Weit häufiger als mit Drohnen bin ich deshalb auf Baustellen mit offenen Baugruben unterwegs. Die Vermessung von Baugrubensicherungen sowie weiterer Überwachungspunkte in der Baustellenumgebung, um allfällige Deformationen frühzeitig zu erkennen, sind deshalb eine häufige Aufgabe. Je nach Projekt kommen hierzu aufwendige und interessante Systeme zum Einsatz. Dabei ist oft Flexibilität und Kreativität gefragt. Denn nicht immer ist bei komplexen Projekten von Anfang an klar planbar, welche Massnahmen im hektischen Baubetrieb am Schluss zu zuverlässigen Ergebnissen führen. Auch dieses spontane Element reizt mich sehr.
In den letzten Jahren hat auch in der Vermessung eine grosse technologische Entwicklung stattgefunden. Wir setzen heute Laserscanner ein oder fliegen mit Drohnen durch die Luft. Aber auch die Tachymeter haben in den letzten Jahren markante Weiterentwicklungen erlebt. Den Umgang mit neuer Technologie zu üben und in der Praxis einzusetzen, macht den Alltag spannend. Wichtig aber ist: Das Ziel, das wir erreichen wollen und müssen, bleibt immer trotz Technologieschub dasselbe: Gute Mess- und Überwachungsdaten zu erstellen, aufgrund derer zuverlässig gebaut werden kann.