Doris Zgraggen, 50, selbständige Kinder- und Jugendbuch-Illustratorin und Autorin, kreiert Bücher, die unter anderem die Bauberufe vorstellen. Die Bücher seien auch ein Dank an die Berufsleute, sagt die Urnerin. (die baustellen Nr. 08/2014)
Irgendwann dachte ich: Jetzt probiere ich es einfach. Und habe meinen Dori Art Verlag gegründet. Ich mache Kinder- und Jugendbücher, Werbebücher, Malbücher und Illustrationen. Früher malte und illustrierte ich hauptsächlich in meiner Freizeit. Heute ist mein Hobby meine Arbeit und mein Traumberuf.
Für mich war schon als Kind klar, dass ich Kinderbücher machen will. So ging alles irgendwie seinen Weg. Ich machte eine Lehre als Werbetechnikerin. Es war der einzige Lehrberuf in der Gegend, in dem ich meine Kreativität ausleben konnte. Ich ging naiv aus dem Urnerland nach New York. Schliesslich kehrte ich zurück in die Schweiz, wo ich lange in verschiedenen kreativen Berufen in Zürich arbeitete. Als es mich zurückzog in die Urner Heimat, fand ich keine Anstellung, die all das zusammenfasste, was ich gerne mache. Also legte ich selbst los.
Recherche auf Baustellen
Vor zehn Jahren erschien mein erstes Kinderlernbilderbuch: Der «Gwärbli in Uri». Kurz darauf folgte «Gwärbli in der Schweiz». In beiden Büchern spielt das Gewerbe und spielen Berufe bereits eine Rolle. Im «Gwärbli baut ein Haus» standen schliesslich die Bauberufe im Mittelpunkt. Die Figur «Gwärbli» ist meine Erfindung. Das lokale «Gwärb» ist mir sehr wichtig. Ich lege beispielsweise grossen Wert darauf, dass meine Bücher in der Nähe produziert werden. Für die Bücher suche ich jeweils Firmen und Verbände, die mit ihrem Patenbeitrag die Finanzierung sicherstellen und so Teil des Projekts werden.
Nachdem ich den «Gwärbli» sein Haus bauen liess, wollte ich etwas über den Tiefbau machen. Die Idee kam mir in einer jener Nächte, in denen es von der nahen NEAT-Baustelle her heftig rumorte. Ich kontaktierte den Fachverband Infra und hatte Glück. Der Verband fand meine Buchidee interessant und sagte die Finanzierung zu. So konnte ich das Buch «Lea und Luca bauen …» realisieren.
Das war ein Superprojekt. Ich war drei Monate lang auf verschiedenen Baustellen unterwegs, um zu recherchieren, und konnte auch die NEAT-Baustelle besuchen. Ich hatte ja keine Ahnung vom Bau. Seither bin ich begeistert und bewundere die Leute, die dort arbeiten. Meine Bücher sind auch ein symbolischer Dank an die Berufsleute, die bei ihrer Arbeit so viel Verantwortung übernehmen.
Traumberufe aufzeigen
Zum Thema gekommen bin ich, weil meine Schwester häufig von ihrem Sohn erzählte, der sich etwas schwer tat bei der Berufswahl. Ich verschaffte mir einen Überblick und merkte, dass es kaum Bücher gab, die Kinder in recht frühen Jahren und in gut verständlicher Aufmachung an mögliche Traumberufe heranführen. Das wollte ich ändern.
Dieser Absicht folgt auch das aktuelle Buch, «Gestalte die Welt von morgen mit …», in dem es um Berufe aus Ingenieurwesen, Planung und Technik geht. Auch dieses Buch konnte ich durch Buchpatenschaften von Unternehmen und Verbänden aus den Branchen realisieren. Es liegt in der zweiten Auflage vor, im Oktober erscheint eine Sonderauflage, die ich um die Themen Holzbau und Kältetechnik ergänze.
Von der Idee bis zum fertigen Buch brauche ich rund eineinhalb Jahre. Ich bin keine grosse Konzepterin. Ich fange lieber unbeschwert an, verwerfe wieder, beginne nochmals. Ich fange meist an, bevor die Finanzierung gesichert ist, glaube einfach, dass es gut kommt. In Druck gehe ich allerdings erst, wenn ich genügend Paten gefunden habe. Wenn ich ein Buch kreiere, versinke ich komplett darin und arbeite Tag und Nacht. Ist es fertig, falle ich jeweils ein wenig in mir zusammen.