Die seltsame Schwierigkeit von angehenden Berufslernenden und Studierenden in der Schweiz im Jahr 2013.
«Bald sind Sommerferien und immer noch haben viele Jugendliche keine Lehrstelle.» So moderierte Sonja Hasler in der Rundschau des Schweizer Fernsehens einen Beitrag an. Im Sommer 2008.
Fünf Jahre später, im Sommer 2013, liest man im Blick: «Es gibt viele Lehrstellen und zu wenig Lehrlinge. Jetzt locken Firmen die Schulabgänger mit lukrativen Angeboten.» Im Beitrag erfährt man, dass Unternehmen mittlerweile versuchen, mit Lohnzuschlägen, Reisen, Motorrollern oder Autos gute Lernende anzulocken. Trotzdem: «Im April waren in der Schweiz 30 Prozent der 81‘500 Lehrstellen nicht besetzt», heisst es im Artikel. Und zwar nicht nur im handwerklichen Bereich, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern auch Lehrstellen für Bürojobs bleiben unbesetzt.
Während in verschiedenen europäischen Ländern die Jugendarbeitslosigkeit zu einem massiven Problem anwächst, buhlt die Schweizer Wirtschaft teilweise erfolglos um Lernende.
Das gleiche Bild zeigt sich auf der Stufe der Hochschul-Absolvierenden, zumindest in einigen Fachrichtungen. Während man in gewissen europäischen Ländern nicht einmal mehr als junger Hochschul-Absolvierender eine Arbeitsstelle findet, veranstaltet an der ETH Zürich zum Beispiel der Verein KTH alljährlich das «Kontakttreffen Hönggerberg». Es handelt sich dabei um einen Anlass, an welchem sich Firmen aus den Ingenieur-Bereichen den Studierenden präsentieren und versuchen, in Kontakt mit jungem Personal zu kommen. Jährlich schliessen an der ETH Zürich rund 70 Studierende ihr Studium der Bauingenieurwissenschaften ab. Jährlich präsentieren sich am Kontakttreffen rund 70 Firmen, die genau solches Personal suchen. Und es wollen sich immer mehr Firmen präsentieren: «Mittlerweile müssen wir aus Platzgründen Absagen erteilen», sagt KTH-Präsident und Ingenieur-Masterstudent Daniel Eckenstein.
Wie Eckenstein erzählt, kursiert an der ETH unter Studierenden der Spruch: «Zwei Anrufe, drei Angebote». Die künftigen Ingenieur-Absolventen der ETH sowie auch die angehenden Berufslernenden sind in der Schweiz im Jahr 2013 offenbar nur noch mit der Schwierigkeit konfrontiert, sich im Überfluss der Angebote für das richtige zu entscheiden.
Diesen Frühling betrugen die Arbeitslosenquoten unter Jugendlichen in Griechenland 59,2%, in Spanien 56,5% und in Portugal 42,1%.