Hinschauen und realisieren

Arnold Kohler und Ursula Litschi bilden gemeinsam das Architektur-Fotografie-Atelier Bildraum. Ein paar Blitzlichter auf eine Arbeit, die viel mit offenen Augen und oft mit geduldigem Warten zu tun hat. (die baustellen Nr. 11/2011)

Kohler: Es ist unterschiedlich. Manchmal haben wir ein, zwei Monate fast nichts zu tun. Dann kommt wieder alles zusammen. Es hängt vom Wetter ab, von der Jahreszeit auch. Neben meiner Arbeit als Architekturfotograf gebe ich noch Fotografie- Kurse, mache ab und an auch noch Reportagen oder Porträts. Bei mir läuft vieles parallel: Familie, Hund, verschiedene Jobs, die Verwaltung des Hauses, in dem wir arbeiten.

Litschi: Wenn ich fotografiere, dann Architektur. Ich mag die Art der Fotografie, die in diesem Bereich möglich ist: Schauen, warten, fotografieren. Wir arbeiten mit einer Fachkamera, achten auf alles, bevor wir abdrücken. Heute hat ja jeder ein bisschen das Gefühl, selbst Fotograf zu sein. In unserer Nische ist das weniger der Fall.

Kohler: Seit elf Jahren führen wir unser gemeinsames Atelier. Wir haben einige Stammkunden, hauptsächlich aus Winterthur, aber auch aus Zürich. Mehrheitlich sind es Architekten, die uns beauftragen. Neu sind auch Immobilienverwaltungen unter den Auftraggebern.

Litschi: Wir sehen die Gebäude vielfach noch in der Bauphase, sicher aber, bevor sie bezogen sind. Es entwickeln sich während unserer Arbeit häufig Gespräche mit Handwerkern. Das finde ich bereichernd.

Kohler: Wir sind Autodidakten, kamen von anderen Berufen her. Kennengelernt haben wir uns in der GAF, einer Fotografieausbildung. Dort besuchten wir gemeinsam einen Unterrichtsblock bei Vladimir Spacek zum Thema Architekturfotografie. Dadurch ist unsere Zusammenarbeit entstanden.

Litschi: Wenn es sich einrichten lässt, gehen wir gemeinsam vor Ort. Wir ergänzen uns gut. Wenn wir zusammen unterwegs sind, machen wir weniger Fotos, als wenn wir einzeln fotografieren. In den Gesprächen kristallisieren sich unsere Absichten klarer heraus.

Kohler: Der Ablauf unserer Arbeit hängt vom Umfang des Auftrags ab. Bei grösseren Arbeiten schauen wir uns das Gebäude zuerst an, teilweise gemeinsam mit dem Auftraggeber. Bei kleineren Aufträgen fällt diese Rekognoszierung weg. Wir konsultieren dann Google Maps und Street View, um einen Eindruck über die Lichtverhältnisse zu erhalten.

Litschi: Im Atelier haben wir keine in Stein gemeisselte Arbeitsteilung. Beide sind gerne im Labor. Arnold ist eher für die EDV zuständig. Ich habe öfter Kontakt mit Architekten.

Kohler: Der Reiz an der Architekturfotografie ist, dass man mit dem Arbeiten muss, was ist. Es existiert keine Studio-Situation, in der man alles kontrollieren kann. Zu fast 100 Prozent arbeiten wir mit dem Licht, das vorhanden ist. Schliesslich haben sich die Architekten ja etwas dabei gedacht, als sie das Gebäude und somit auch dessen Lichteinfall entwarfen.

Litschi: Für mich war bereits vor unserer Zusammenarbeit klar, dass ich Architektur fotografieren möchte. Das Thema hat mich schon interessiert, bevor der fotografische Aspekt hinzukam.

Kohler: Verglichen mit Reportage- oder Porträt-Fotografen haben wir viel mehr Zeit. Wir suchen uns die optimalen Perspektiven und warten dann, bis sich auch der Lichteinfall optimal einstellt. Wenn es hochkommt, machen wir an einem Tag 20 Bilder. Es geht darum, ganz genau hinzuschauen und zu realisieren, zu welchem Zeitpunkt alle Faktoren zusammenpassen. Und dann abzudrücken. Einmal.

Beat Matter

Beat Matter

Ich schreibe. Und ich fotografiere. Beides fliessend. Für Medien, Unternehmen, Stiftungen, Verbände, Vereine und Private.

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