Immer am Rotieren

Willi Hefel, 61, Chefpilot und Architekt, ist Geschäftsleiter von Heli Partner. Was für viele Traum ist, ist sein Job. Auch nach über 30 Jahren ist ihm die Fliegerei nicht verleidet. (die baustellen Nr. 09/2012)

Unser Unternehmen bietet eigentlich alles an, was mit Helikopterflügen zu tun hat. Das klassische Unterhaltungsprogramm mit Routen-, Erlebnis- und Eventflügen. Dazu kommen Film- und Fotoflüge, geschäftsmässige Taxi-Flüge und natürlich Arbeits- und Transportflüge. Rettungsflüge machen wir eher nicht. Für diese Einsätze verfügen wir mit der Rega über eine hervorragende Organisation. Allerdings unterstützen wir sie bei Extremereignissen. Beispielsweise im Lawinenwinter 2003 oder bei den Überschwemmungen im Jahr 2005 waren wir für Evakuationsflüge im Einsatz – prinzipiell aber nur dann, wenn es keinen Arzt brauchte. Regelmässig im Einsatz sind wir für die Trasseekontrolle der Erdgas Ostschweiz. In dem uns zugeteilten Gebiet kontrollieren wir monatlich, ob unbewilligte Grabungsarbeiten in gefährlicher Distanz zu Erdgasleitungen verrichtet werden. Das ist ein sehr komplexer Auftrag. Wir fliegen teils im Tiefstflug den Leitungen entlang. Es ist eine fliegerische Herausforderung.

Zur Verfügung stehen derzeit drei Helikopter. Eine kleine Robinson Raven II R44, eine Ecureuil AS 350 B sowie unsere neueste Maschine, den Eurocopter EC 130 B4. Wir fliegen in der Regel vom Flugplatz Sitterdorf aus. Ich bin Gründer der Firma. Besitzer bin ich gemeinsam mit meinem Geschäftspartner Kurt Hüsler. Er ist ein Unternehmer aus der Textilbranche und überlässt das Fliegen mir.

Der Verhältnis umgedreht

Ursprünglich habe ich eine Lehre als Hochbauzeichner gemacht. Ich ging dann auf den Bau, um zu arbeiten. Ich habe mich zum Polier und dann zum Bauführer weitergebildet. Und letztlich auch noch an der HTL Architektur studiert. Mitte der 1980er- Jahre habe ich mit der Hewesco mein eigenes Architekturbüro eröffnet.

Seit jeher ist die Faszination für das Fliegen bei mir vorhanden. Infrage kam für mich nur der Helikopter. Weshalb? Ich hatte einmal die Möglichkeit, mit einem Kollegen, einem damaligen Swissair-Piloten, einen Flug im Cockpit erleben zu dürfen. Das war schön und interessant, entsprach jedoch nicht dem, was ich mir unter Fliegen vorstellte. Starten – Autopilot – landen. Ich will den Job nicht schlecht reden, aber mich reizte das nicht. Beim Helikopter ist das ganz anders. Man muss beim Heli- Fliegen stets voll bei der Sache sein, ist immer bei der Arbeit. Zurücklehnen und Kaffeetrinken, das gibt es für einen Heli- Piloten nicht. Das hat mich angesprochen, und so habe ich die komplette Ausbildung durchlaufen.

Neben der Arbeit als Architekt habe ich bei verschiedenen Firmen als Freelance-Pilot gearbeitet. 1996 gründeten wir Heli Partner, mit damals erst einem Helikopter. Das Verhältnis von Architektur und Fliegen entsprach zunächst vielleicht 80 zu 20. Heute ist es umgekehrt. Jahr für Jahr konnten wir im Heli-Geschäft grösser werden. Mittlerweile umfasst das Team um die 20 Personen, Freelancer inklusive.

Leidenschaft mit Priorität

Auch nach über 30 Jahren als Helipilot hat das Fliegen für mich seinen Reiz nicht verloren. Wenn ich meinen Gästen während den Flügen begeistert von der Landschaft erzähle, dann ist das nicht Show, sondern echte Leidenschaft. Da stört es mich auch nicht, dass viele Leute das Gefühl haben, als Heli- Unternehmer sei man, wie eine Notfallzentrale, immer im Dienst. Wenn mich jemand am Sonntagabend anruft, um einen Heli- Gutschein zu bestellen, dann ärgert das manchmal meine Frau, mich aber nie.

Beat Matter

Beat Matter

Ich schreibe. Und ich fotografiere. Beides fliessend. Für Medien, Unternehmen, Stiftungen, Verbände, Vereine und Private.

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