Als Vertreter der dritten Generation im Familienbetrieb plant er keine Revolution, sondern will Vorhandenes weiterentwickeln und mit neuen Ansätzen kombinieren. Der Fokus liegt dabei auf dem Schliessen von Stoffkreisläufen. Ein Gespräch mit Patrick Eberhard, seit Anfang Jahr CEO der Eberhard Unternehmungen. (Text und Fotos: Beat Matter für „die baustellen“ Nr.08/2024)
Sie haben per Januar 2024 die Geschäftsführung der Eberhard Unternehmungen übernommen. Nach gut einem halben Jahr im „Amt“: Wie haben Sie sich eingelebt?
Ich bin gut angekommen. Ich kannte die Firma schon, erlebe sie aber jetzt aus einer neuen Perspektive und übernehme neue Aufgaben. Für mich passt es gut.
In die Firma eingetreten sind Sie mit 28 Jahren.
Richtig. Der „Marschbefehl“ kam per 2016 (lacht). Wohlverstanden: Ich wurde nie gedrängt, in die Firma einzusteigen und den Betrieb weiterzuführen. Aber zu diesem Zeitpunkt hiess es: „Jetzt muesch cho, wennt öpis wotsch!“
Sie haben das Unternehmen in der Folge in verschiedenen Positionen kennengelernt. Wie kristallisierte sich heraus, dass Ihr Weg zum CEO-Sessel führt? Mit Silvan und Daniel Eberhard sind schliesslich weitere Vertreter der dritten Eberhard-Generation im Betrieb.
Im Grundsatz war von Anfang an klar, dass meine Reise in eine Führungsposition gehen wird. Der Prozess der Aktienübergabe an die dritte Generation war klar strukturiert. Dem Schritt ging ein dreijähriges „Einführungsprogramm“ voraus. Im Zuge dessen konnten wir den Betrieb kennenlernen und zeigen, wo unsere individuellen Fähigkeiten, Vorlieben und Stärken liegen. Wir wurden uns in dieser Zeit recht schnell einig darüber, wie die Rollenverteilung in der dritten Generation aussehen soll.
Und wie ist es nun, CEO des Unternehmens zu sein? Anders als erwartet?
Mir war immer klar, dass ich erst wissen werde, wie sich das anfühlt, wenn ich die Position übernehme. Diese Erfahrungen prasseln jetzt auf mich ein. Was ich richtig erwartet habe: Als CEO eines Betriebs mit 650 Mitarbeitenden kann man nicht nebenher noch richtig mitanpacken. Man ist von allen Seiten permanent mit verschiedensten Ansprüchen konfrontiert, die einen völlig auslasten.
Was hat Sie überrascht?
Seit ich CEO bin, wird intern und extern noch viel stärker darauf geachtet, was ich sage und mache. Ich staune, wie man vielerorts davon ausgeht, dass man als Chef die Weisheit mit Löffeln gefressen und sogar Ahnung von Dingen hat, mit denen man sich operativ nie beschäftigte. Ich versuche im positiven Sinn vorzuleben, dass das nicht der Fall ist. Damit ich meine Arbeit als Chef gut machen kann, bin ich auf mein kompetentes Team angewiesen.
Wie ist das Einvernehmen in der dritten Eberhard-Generation?
Wir pflegen eine sehr vertrauensvolle und familiäre Zusammenarbeit. Wir sind auf gemeinsamer Mission: Wir Vertreter der dritten Generation kaufen dieses Unternehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir erfolgreich wirtschaften. Das ist allen bewusst und darauf sind die Interessen aller ausgerichtet. Ich bin sehr froh, kann ich den Weg mit Silvan und Daniel gehen. Auch Onkel Martin, mein Vorgänger und nun VRP des Unternehmens, ist eine äusserst wertvolle Ansprechperson für mich. Ohne diese Einbettung würde ich mir ein solches Vorhaben nicht zutrauen.
In der Medienmitteilung zu Ihrem Antritt als CEO hiess es: „Mit dem konsequenten Schliessen der Stoffkreisläufe prägt die dritte Generation das nächste Kapitel“. Ist das Ihre Aufgabe für die nächsten 30 Jahre?
Das Schliessen der Stoffkreisläufe ist ein zentraler Aspekt unserer Strategie. Wir investierten in den letzten Jahren stark in den Themenbereich Kreislaufwirtschaft. Wir sind infrastrukturell gut aufgestellt. In nächsten Schritten geht es darum, das vorhandene Potenzial effektiv auf den Boden zu bringen. Die Grundlage dafür ist, dass wir – und mit uns die ganze Branche – in neuen Produkten denken und nicht mehr in Abfall. Das klingt simpel, aber da gibt es noch viel zu bewegen.
Kreislaufwirtschaft ist nicht neu für das Unternehmen. Die Anfänge gehen bei Eberhard auf die 1980er-Jahre zurück. Unterscheidet sich das ökologische Denken der zweiten und dritten Eberhard-Generation?
Es findet bei uns keine Revolution, sondern eine Evolution statt. Im Baustoffkreislauf wurde in den vergangenen Jahrzehnten viel geleistet, nicht nur von der zweiten Eberhard-Generation, sondern von der ganzen Schweizer Bauwirtschaft. Von diesem Niveau aus entwickeln wir das Unternehmen weiter und ergänzen Bestehendes mit weiterführenden Ansätzen. Die Leidenschaft für technische Lösungen liegt in der Ebi-DNA und ist weiterhin prägend. Sie treibt uns an, laufend nach den nächsten technologischen Schritten und Möglichkeiten zu suchen. Dies nicht zum Selbstzweck. Denn wenn man verfolgt, wie im Markt technologische Fortschritte laufend nachvollzogen werden, braucht es unablässig weitere Schritte, um die starke Position des Unternehmens zu erhalten.
Vor 30 Jahren hat das Unternehmen die erste Bodenwaschanlage Europas in Betrieb genommen. Vor drei Jahren fand die Eröffnung von EbiMik, dem schweizweit grössten Aufbereitungszentrum für Mischabbruch, statt. Was ist der nächste Wurf?
Mit unseren Anlagen sind wir in der Lage, verschiedenste Bauabfälle effizient aufzubereiten. Ausgehend davon konzentrieren wir uns jetzt auf die Baustoffentwicklung. Wir wollen mit neuen Produkten, die einen hohen Sekundär-Anteil aufweisen, am Markt einen Mehrwert erzeugen. Dieses Ziel ist noch ein schönes Stück entfernt. Aber wir haben den Anspruch, diese Entwicklung mitzuprägen. Dies wo möglich aus eigener Kraft und ergänzend mit den passenden Partnern.
Es geht also darum, die grossen Würfe, wie beispielsweise das EbiMik, nachhaltig auszulasten?
Im Grundsatz ja. Mit dem EbiMik hat das Unternehmen weit in die Zukunft geschaut und investiert. Die Anlage repräsentiert den Weg, von dem wir überzeugt sind, dass ihn die Branche und die Gesellschaft gehen muss. Aus unserem Anspruch heraus, ein eigenständiges Familienunternehmen zu bleiben, ist es nun zwingend erforderlich, dass wir solche Investitionen auch wirklich zum Fliegen bringen. Das heisst, wir stossen Stück für Stück das an, was wir etwa mit dem EbiMik antizipiert haben.
Ist Ökologie für Sie ein ethisch-moralisches Anliegen? Oder eine unternehmerische Opportunität?
Es ist beides zusammen. Eberhard ist Pionier in Bau und Umwelt. Für uns gibt es nichts Schöneres als an Entwicklungen und Veränderungen herumzustudieren und zu arbeiten, die für uns sinnvoll sind und zugleich einen Mehrwert für alle bieten.
Verlieren dabei klassische Dienstleistungen wie etwa der Tiefbau an Stellenwert?
Nein, gar nicht. Wir engagieren uns energisch für die Kreislaufwirtschaft. Aber wir engagieren uns nicht nur für die Kreislaufwirtschaft. Der Betrieb umfasst Einheiten und Geschäftsfelder, in denen klassische Baudienstleistungen im Zentrum stehen. Sie sind ebenso wichtig für das Gesamtgefüge. Wir sind als Gruppe erfolgreich, wenn alle Teile mit ihrer jeweils grossen Fachexpertise zusammenspielen.
Charakteristisch für Bausparten wie der Tiefbau oder auch der Baustoffmarkt ist: Die Angebote sind sehr vergleichbar und der Margendruck entsprechend gross.
Richtig. Unser Anreiz ist es deshalb, in unseren angestammten Marktbereichen weiterzukommen. Und daneben in neueren Märkten Fuss zu fassen, in denen wir uns bessere Margen versprechen. Chancen dafür sehen wir in der Schnittmenge von Umweltnutzen und industriellen Lösungen im Bauwesen. Wir wollen weiterhin innovativ tätig sein. Die Mittel dafür müssen wir aus dem operativen Geschäft generieren können.
Mittlerweile schreibt sich die ganze Branche die Kreislaufwirtschaft auf die Fahne. Wenn Sie auf die Gesamtentwicklung schauen: Was ist geschafft? Wo hapert es?
Bauabfälle sind der grösste Abfallstrom, schweizweit, ja weltweit. Nach wie vor sind Bauabfälle in der Schweiz aber eine unterschätzte Ressource. Dennoch meine ich: so schlecht stehen wir nicht da. Wir gehen mit guten Schritten in die richtige Richtung. Schade finde ich angesichts der guten Ausgangslage, dass viel Energie für wenig produktive Grabenkämpfe zwischen Idealisten und Realisten verlorengeht.
Wer sind die Idealisten?
Idealisten sind für mich jene, die Wirtschaftlichkeit ausklammern und dann beginnen, über Lösungen zu diskutieren. Beispielhaft für diese Ausprägung ist das Ziel, aus der bestehenden Gebäudesubstanz im grossen Stil ganze Bauteile wiederzuverwenden. Wir sind auch in diesem Bereich tätig und sehen deshalb, dass das Potenzial sehr beschränkt ist. Meiner Einschätzung nach ist offensichtlich, dass der Bauteilkreislauf ein Nischenthema ist, das nicht zum grossen Entwicklungsziel taugt. Man darf die Wirtschaftlichkeit in Nachhaltigkeitsbetrachtungen nicht ausser Acht lassen.
Es liegt auf der Hand: Sie zählen sich zu den Realisten.
Ganz klar. Und als solcher stelle ich fest: Der Gebäude- und Infrastrukturpark der Schweiz ist zu 80 bis 90 Prozent mineralisch aufgebaut. Ich meine, das ist nicht verkehrt. Was wir aber brauchen, sind Aufbereitungstechnologien, um die mineralischen Stoffe, die rückgebaut werden, aufzubereiten und als hochwertige Baustoffe wieder in den Markt zurückzuführen. Um dies effizient leisten zu können, müssen wir darauf achten, dass die Bausubstanz, die wir heute verbauen, nicht unnötig aus artfremden Stoffen bestehen, die beim Rückbau und Recycling nicht mehr getrennt werden können. Da sind wir noch nicht auf dem richtigen Weg.
Schon heute werden hohe Anteile des anfallenden Rückbaumaterial rezykliert. Allerdings werden sie vielfach zu qualitativ schlechteren Endprodukten verarbeitet.
Genau deshalb gehen wir in unseren Aufbereitungsprozessen konsequent auf Halbfabrikate zurück. So haben wir alle nötigen Gewährleistungen im Griff und schaffen die bestmögliche Ausgangslage, um zirkuläre Bauprodukte mit einem möglichst kleinen CO2-Fussabdruck herzustellen, die auf dem gleichen Niveau wieder eingesetzt werden können. Einen gewissen Anteil von Downcycling wird es immer geben. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft muss er jedoch so klein wie möglich sein.
Der Baustoffkreislauf ist nicht nur technologisch und logistisch eine Herausforderung, sondern auch preislich.
Ganz klar. Und diese Herausforderung wird grösser. Der Grund dafür liegt in CO2-Speichermöglichkeiten, die beispielsweise in Nordeuropa mit Hochdruck vorangetrieben und damit effizienter werden. Der Preis, um eine Tonne CO2 einzulagern, wird sukzessive sinken, von heute ungefähr 1000 Franken auf vielleicht 300 Franken im Jahr 2050. Der Preis für Emissionszertifikate, mit denen man Treibhausgasausstoss bis in den Negativbereich kompensieren kann, wird im Gleichschritt fallen. Mit dieser Entwicklung vor Augen ist klar: Wir können im Baustoffkreislauf nicht auf Prozesse setzen, bei denen die Einsparung einer Tonne CO2 500, 600 oder noch mehr Franken kostet. Denn solche lassen sich nicht nachhaltig betreiben.
Bei den Baustoffproduzenten steht viel RC-Material zur Verfügung. Es trifft allerdings auf eine mässige Nachfrage. Wie kann hier mehr Bewegung ausgelöst werden?
Wenn ich das wüsste, wäre ich sehr glücklich!
Warum ist die Nachfrage weiterhin gering?
Die Vorbehalte gegenüber RC-Materialien sind nach wie vor vielfältig und gross, bei vielen Planern ebenso wie bei vielen Baumeistern. Teilweise habe ich das Gefühl, die Vorbehalte seien in den Genen drin und könnten mit noch so vielen Fakten und Erkenntnissen nicht abgebaut werden. Hinzu kommt, dass wir mit den Produkten in zerstückelten Lieferketten operieren. Darin muss jedes Glied neu vom RC-Material überzeugt werden.
Wie meinen Sie das?
Klassischerweise verkaufen wir unseren Beton an Bauunternehmungen. Sie kaufen preisgetrieben ein. Wenn wir also den Mehrwert generieren wollen, den Sekundärrohstoffe effektiv darstellen, müssen wir sie der Bauherrschaft verkaufen. Das ist der Ansatz, den wir mit zirkulit verfolgen. Nach dem Bauherrn müssen wir aber erfahrungsgemäss auch noch dessen Planer überzeugen, der die entsprechende Anforderung in die Ausschreibung schreibt. Und schliesslich müssen wir gemeinsam mit dem Planer die Bedenken der Baumeister wegerklären, damit unsere zirkulit Produkte auch wirklich auf dem Bauplatz eingebaut wird. Das ist so aufwendig, dass ich fürchte, die breite Entwicklung wird nur über regulatorische Vorgaben erreicht werden können.
Vorgaben welcher Art?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Im Grundsatz bin ich überzeugt, dass Kreislauffähigkeit quantifiziert werden muss. Aus diesem Grund haben wir am Leitfaden „Zirkularität messbar machen“ mitgearbeitet. Bei entsprechenden Minimalquoten, die heute schon in verschiedenen Baulabels angewendet werden, könnte man auch regulatorisch ansetzen. Ein solches Vorgehen ist aber nur sinnvoll, wenn die Politik eng mit der Wirtschaft zusammenarbeitet.
Bauunternehmer mit eigenen Kiesgruben verbauen und verkaufen gerne Primärmaterial. Auch Eberhard betreibt mit der Weiacher Kies Kiesgruben. Welche Verantwortung tragen die Produzenten daran, dass der Wandel schwierig ist?
Auch hier ist Realismus gefragt. Wir verbauen in der Schweiz pro Jahr rund 65 Mio. Tonnen Baustoffe. Demgegenüber fallen pro Jahr rund 15 Mio. Tonnen Bauabfälle an. Um den Bedarf zu decken, braucht es also zwingend Sekundär- und Primärrohstoffe. Und zwar so, dass das richtige Material am richtigen Ort eingesetzt wird. Also so, dass das Material in 60, 70 Jahren rückgebaut und rezykliert werden kann.
Die Initiative zirkulit, die Sie 2020 lancierten, soll just in diese Richtung wirken. Bringen Sie kurz auf den Punkt, was zirkulit ist, welche Rolle Eberhard darin spielt und welche Ziele man damit verfolgt.
zirkulit steht für unsere Vision des kreislauffähigen Hauses auf mineralischer Basis. Wir engagieren uns dafür, dass Häuser aus einem Grundrohstoff, nämlich Sand und Kies, aufgebaut werden. So gebaute Häuser sind sehr langlebig. Das ist der Grund, weshalb die bestehende Bausubstanz in der Schweiz zu über 70% mineralisch ist. Eine weitgehend uniforme Bausubstanz können wir in 100 oder meinetwegen gerne auch 200 Jahren effizient rückbauen und wieder zu hochwertigen Sekundärrohstoffen aufbereiten. Und zwar mit Verfahren, die wir heute schon verlässlich anwenden können. So schliessen wir den Kreislauf auf wirtschaftliche Art und Weise.
Als konkretes Produkt haben Sie den zirkulit Beton entwickelt.
In der Umsetzung der Vision starteten wir beim Beton, weil es das Material ist, das die grössten Rückbaumengen produziert und das uns am nächsten liegt. Bei der Produktion von zirkulit Beton verfolgen wir das Ziel, trotz hohen Sekundäranteilen von 50 bis 70 Prozent die Zementanteile minimal zu halten. Das ist der technologische Schritt, der uns gelungen ist. Als Supplement speichern wir beim zirkulit Beton noch mindestens 10kg CO2 pro Kubikmeter dauerhaft ein.
zirkulit setzt auf Distributionspartner und schliesst auch Produzenten von mineralischen Produkten mit ein. War es von Anfang an Absicht, externe Partner mit ins Boot zu holen?
Ja, war es. Wir wollen dem Bauherrn Mehrwerte bieten und gleichzeitig die Kreislaufwirtschaft im Bau vorwärtsbringen. Beides erreichen wir nicht, wenn wir uns darauf beschränken, die Marke Eberhard im Zürcher Unterland zu stärken. Wir nahmen uns deshalb vor, mindestens die gesamte Deutschschweiz zu adressieren. Mittlerweile haben wir sogar den Schritt in die Romandie geschafft. Wir wollen mit zirkulit schweizweit etwas bewegen. Mit Anfragen von verschiedenen potenziellen Partnern zeigt sich: Die Vision könnte Realität werden.
Wie reagieren Sie, wenn Ihnen ein Holzbauer sagt: „Beton ist nicht das richtige Material, um nachhaltig zu bauen?“
Ich sage ihm, dass es nicht per se gutes oder schlechtes Material gibt. Sondern es gibt Baustoffe, die sich aus verschiedenen Gründen besser oder weniger gut für spezifische Anforderungen eignen. Es gibt Bauteile, für die Holz absolut genial ist. Dachstöcke werden nicht ohne Grund seit Jahrhunderten aus Holz gefertigt. Aber von dieser Diskussion wünsche ich mir, dass wir sie faktenbasiert führen können.
Konkret?
Rufen wir uns in Erinnerung, dass in der Schweiz jährlich rund 65 Mio. Tonnen Baustoffe verbaut werden! Angesichts dieser Masse müssen wir uns fragen, welche Rohstoffe in welchen Mengen verfügbar sind, um diese grosse Nachfrage zu decken. Liegen die entsprechenden Mengenangaben vor, muss man entscheiden, wo das verfügbare Material am sinnvollsten eingesetzt wird. Ein praxisgerechter Ansatz, um den verfügbaren Materialmix optimal einzusetzen, sind Indikatoren über den CO2-Fussabdruck pro Quadratmeter Nutzfläche und ein Zirkularitätsindikator. Solche Indikatoren würden die ganze Diskussion auf eine willkommene faktische Grundlage stellen.
zirkulit wurde im Herbst 2020 lanciert. Wie fällt das Zwischenfazit aus?
Leider negativ. Wir haben die Ziele nicht erreicht, die wir uns gesteckt haben. Ich hatte das Gefühl, mit dem zirkulit-Ansatz könnten wir Bauherrschaften gut abholen und rasch Bewegung erzeugen. Heute sind wir insbesondere mit zirkulit Beton erst in einem Nischenmarkt aktiv. Das ist nicht, was wir anstreben. Denn nur im Massengeschäft resultiert ein echter Umwelt-Impact. Dennoch glauben wir weiterhin an zirkulit, halten an der Vision fest und arbeiten weiter an der Umsetzung.
Was motiviert Sie, diesen Weg weiterzugehen?
Wir haben mit der Eberhard Gruppe die Möglichkeit, in sinnhafte Zielsetzungen zu investieren und die Wege dorthin aus eigenen Mitteln konsequent zu verfolgen. Es ist das grosse Geschenk unserer Vorgängergenerationen, dass wir solche unternehmerischen Risiken auf sehr bewusste und sichere Art eingehen können. Als Vater von zwei kleinen Kindern verstehe ich es als Verpflichtung und zugleich als Motivation, dieses Potenzial zu nutzen und zu versuchen, die Welt ein bisschen besser zu hinterlassen, als ich sie angetroffen habe.
Zum Schluss gibt es kurze Fragen, die Sie bitte ebenso kurz und schnell beantworten:
Morgen oder Abendmensch?
Abendmensch! Als Student kam ich selten vor 09.30 Uhr aus den Federn. Mittlerweile habe ich gelernt, früher aufzustehen.
Fahren oder fliegen?
Fahren.
iPhone oder Samsung?
Samsung.
Bier oder Wein?
(überlegt lange) Bier.
Elektro oder Verbrenner?
Verbrenner, noch.
Meer oder Berge?
Berge! Ich bin ein leidenschaftlicher Kletterer. Mit der Familie bin ich aber gerne am Meer und plantsche im Wasser. Nordspanien ist perfekt, um beides zu kombinieren.