Mitte September hat die Nagra ihren Standortvorschlag für die Tiefenlagerung von radioaktiven Abfällen präsentiert. Severin Wälchli, Bereichsleiter Projektierung & Bau, und Philipp Senn, Bereichsleiter Kommunikation, geben Auskunft über den Stand des Vorhabens. (Text und Fotos: Beat Matter, für „die baustellen“ Nr.11/2022)
Zunächst sickerte es durch, dann folgte die offizielle Bestätigung: Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) schlug Mitte September «Nördlich Lägern» als Standort für ein geologisches Tiefenlager vor. In jahrelangen Untersuchungen hatten Experten der Nagra zusammen mit externen Fachleuten die drei Standorte «Jura Ost», «Nördlich Lägern» und «Zürich Nordost» in ihrer Eignung verglichen. Und kamen zum Schluss: «Nördlich Lägern ist der beste Standort mit den grössten Sicherheitsreserven.»
Der Befund überraschte, hatte die Nagra den Standort doch 2015 aufgrund von bautechnischen Nachteilen zurückgestellt. Basierend auf einer breiteren Datenbasis revidierte die Genossenschaft nun diesen Entscheid.
Wenige Tage nach der Präsentation des Standortvorschlags eröffnete die Nagra in Stadel einen Infopavillon. In der Zürcher Gemeinde sollen dereinst die Oberflächenanlagen des Lagers erstellt werden. Im Zentrum des Pavillons steht ein grosses Modell, das die Hochbauten zeigt, aber insbesondere auch, was in den kommenden Jahrzehnten in einer Tiefe von gut 800 Metern in den Opalinuston gebaut werden soll. Am Modell empfangen die Nagra-Mitarbeitenden Severin Wälchli und Philipp Senn zum Gespräch. Wälchli ist Bereichsleiter Projektierung und Bau geologisches Tiefenlager, Senn ist Bereichsleiter Kommunikation und Public Affairs.
Mitte September kommunizierten Sie den Standortvorschlag «Nördlich Lägern». Ist seither bei der Nagra der Teufel los?
Philipp Senn: Die Stimmung war schon vor der Präsentation sehr betriebsam. Wir hatten den Standortvorschlag sowie die entsprechende Kommunikation sorgfältig erarbeitet. Es war für uns aber offen, wie Medien und Öffentlichkeit reagieren würden. Mitte September waren wir schliesslich an mehreren Medienkonferenzen sowie lokalen Informationsveranstaltungen beteiligt und bearbeiteten parallel dazu individuelle Medienanfragen. Wir hatten kommunikativ viel zu tun, der Vorschlag hat hohe Wellen geschlagen. Mittlerweile ist es aber wieder ruhiger geworden.
Hätten Sie gerne länger anhaltenden Wirbel gehabt?
Senn: Nein. Denn es ist nicht unser Ziel, Wirbel zu verursachen. Tatsächlich wurden innert kurzer Zeit auf den verschiedensten Plattformen und Kanälen hunderte Medienberichte zum Standortvorschlag und insgesamt zur geologischen Tiefenlagerung publiziert. Das hätte ich in diesem Ausmass nicht erwartet. Ich glaube, es wurde nie zuvor in dieser Quantität über die Endlagerung geschrieben und geredet, wie im Zuge unseres Standortvorschlags. Und dies zurecht: Auf dem langen Weg zum Ziel stellt die Reduktion auf einen Standort einen wichtigen Meilenstein dar.
Wie beurteilen Sie die Resonanz inhaltlich?
Senn: Unsere Botschaften wurden weitgehend positiv aufgenommen. Eine deutliche Mehrheit der publizierten Medienbeiträge war neutral-berichterstattend. Sie zeigten Vor- und Nachteile sowie Schwierigkeiten und Chancen des Projekts auf. Eine Minderheit von schätzungsweise 20 Prozent schlug eine kritische Tonalität an. Diese Anteile waren im Themenbereich der nuklearen Entsorgung auch schon anders verteilt.
Severin Wälchli: Mich hat erstaunt, dass der eigentliche Standortvorschlag sofort auf eine grundsätzliche Akzeptanz stiess. Im Zentrum standen rasch Folgefragen wie die Auswirkung auf Immobilien- und Grundstückpreise sowie allfällige Abgeltungen.
Senn: Ich hätte auch erwartet, dass in der Medienberichterstattung zunächst das fachliche «weshalb» und «wie» im Zentrum steht. Stattdessen waren es Fragen zu den konkreten Folgen des Tiefenlagers in der Standortregion, die umgehend dominierten. Dass die Grundsatzdebatte weitgehend ausblieb, mag auch daran liegen, dass wir in der Kommunikation sehr stark darauf achteten, dass die Informationen, die wir vermitteln, verständlich und nachvollziehbar sind. Verstärkt wurde die Kommunikation durch den interdisziplinären Auftritt an den Info-Veranstaltungen. Bundesbehörden, Kantonalbehörden sowie wir von der Nagra konnten vermitteln, dass in diesem Projekt verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Aufgaben gut zusammenarbeiten.
Sie heben die interdisziplinäre Zusammenarbeit als positives Merkmal hervor. Gleichzeitig ist die Nagra seit Jahren mit der Kritik konfrontiert, dass ihre Entscheidungsfindungen politisiert seien. Wie gehen Sie damit um, dass sich diese Kritik beharrlich hält?
Senn: Wir wussten lange im Voraus: Jeder der drei Standorte, die wir in den letzten Jahren eingehend evaluierten, bietet das Potenzial, um als politischer Entscheid kritisiert werden zu können. Es überraschte uns deshalb nicht, dass die Kritik auch diesmal nicht ganz ausblieb. Unser Umgang damit ist sachlich: Wir kennen unseren Auftrag sowie die behördlichen und gesetzlichen Vorgaben, die daran geknüpft sind. Und wir wissen, dass wir innerhalb dieses Rahmens eine stichhaltige Faktenbasis erarbeitet haben, um den Standortvorschlag machen zu können.
2015 wurde ebendieser Standort «Nördlich Lägern», den die Nagra jetzt als sicherste Option präsentiert, in der Evaluation zurückgestellt. Die Nagra sei in der damaligen Bewertung «zu vorsichtig» gewesen, heisst es in der aktuellen Kommunikation. Wie kann man im Zusammenhang mit der Lagerung von atomaren Abfällen «zu vorsichtig» sein?
Wälchli: Der Standort wurde nicht zurückgestellt, weil die Geologie als zu wenig sicher für ein geologisches Tiefenlager evaluiert worden wäre. Wir waren nicht «zu vorsichtig» in einem Bereich, der die Langzeitsicherheit des Lagers betrifft. «Zu vorsichtig» waren wir aus heutiger Sicht in der Beurteilung von bautechnischen Aspekten. Der Opalinuston, der für die Tiefenlagerung die optimale Schutzschicht darstellt, ist nicht das bevorzugte Gestein, um Stollen und Kavernen auszubrechen.
Hat man daran gezweifelt, dass die künftig ausführenden Bauunternehmungen in der Lage sind, in diesem Boden das geforderte Bauwerk zu erstellen?
Wälchli: Nein. Es gibt in der Schweiz Tunnels, die durch Opalinuston hindurchführen. Auch das Felslabor Mont Terri im Kanton Jura ist in Opalinuston angelegt. Wir wissen also, dass die Baukompetenz vorhanden ist, um mit dem Gestein umzugehen. Die «zu vorsichtige» Beurteilung bezog sich vielmehr auf die am Standort vorhandene Gesteinsformation selbst, konkret auf das Gebirgsverhalten beim Ausbruch. Die Beurteilung nahmen wir damals anhand eines Gebirgsmodells vor, das auf lediglich drei Datenpunkten basierte. Im Wissen darum trafen wir zurückhaltende Annahmen. Das aktuelle Modell, das auf 200 Datenpunkten basiert, erlaubt es uns, diese Beurteilung zu revidieren.
Die Eckdaten des Projekts sind eindrücklich: In rund 800 Metern Tiefe sollen in Opalinuston zwei Lagerbereiche sowie ein Stollengeflecht für die Logistik ausgebrochen werden, die sich insgesamt über eine Fläche von vier Quadratkilometer erstrecken. Wie schätzen Sie die bautechnischen Herausforderungen ein?
Wälchli: In der Schweiz haben wir ausserordentliche Tunnelbau-Erfahrung und es wurden in Tunnel- und Bergbau teils atemberaubende Leistungen erbracht. Angesichts dessen kann ich sagen: Die Realisierung eines geologischen Tiefenlagers ist bautechnisch keine «Rocket Science». Das Projekt und dessen Risiken sind kontrollierbar. Eine grundlegende Herausforderung stellt die Auflage dar, beim Bau möglichst wenig des vorhandenen Wirtgesteins zu entfernen, da dieses die Hauptbarriere bei der Rückhaltung der radioaktiven Stoffe darstellt. Eine übergeordnete Komplexität ist die ausgeprägte Etappierung der Ausführungsarbeiten.
Geben Sie bitte einen groben Überblick: Was soll dereinst gebaut werden? Und wie?
Wälchli: Wir erstellen in mehreren Etappen eine Lagerinfrastruktur für die langfristige sichere Verwahrung von schwach- und mittelaktivem Abfall sowie von hochaktivem Abfall in zwei getrennten Bereichen. Um die Anlage zu erstellen, müssen im Untergrund rund 40 Kilometer Stollen, Kavernen und Schächte gebohrt und ausgebrochen werden.
In einer ersten Phase erstellen wir zwei Schächte, die auf gut 800 Metern Tiefe in den Zielbereich führen. Von dort aus werden seitlich zwei Kavernen ausgebrochen, in denen wir geologische Experimente zur Validierung unserer Annahmen durchführen.
Sie klären in einer ersten Phase ab, ob die Grundlagen überhaupt stimmen, von denen Sie heute ausgehen?
Wälchli: Richtig. Wir verfügen dank aufwendigen Tiefenbohrungen zwar über ein gutes Bild der Situation im Untergrund. Aber nichts ist aussagekräftiger als Versuche und Messungen direkt am Zielort. Ebenfalls in der ersten Bauetappe erstellen wir zwei Demonstrationsbauwerke, die analog den beiden Lagerkammern ausgebildet werden. Die Kammern für schwach- und mittelaktive Abfälle werden als ca. 12 x 9 Meter grosse Kavernen konventionell ausgebrochen. Die Kammern für hochaktive Abfälle werden als Stollen mit einer kleinen Tunnelbohrmaschine gebohrt. Sie weisen gemäss aktueller Planung einen Durchmesser von 3,2 Metern auf und werden umgehend mit Tübbingen ausgekleidet. In den beiden Kammern werden ebenfalls Demonstrationsexperimente durchgeführt. Gemäss dem heutigen Planungsstand sollten die Arbeiten der ersten Bauetappe 2034 beginnen und 2039 abgeschlossen sein.
Der Baubeginn ist noch über zehn Jahre entfernt, dennoch sind die Bauverfahren schon teilweise festgelegt: Weshalb?
Wälchli: In ihrer Rolle als verantwortliche Behörde hat das ENSI für den Standortvergleich 13 Kriterien festgelegt. Zwei davon betreffen die Bautechnik. Wir sind also per Auftrag dazu verpflichtet, uns bereits in der Evaluationsphase auch mit der Ausführung zu beschäftigen. Für die bautechnischen Kriterien werden die Standorte basierend auf einer bautechnischen Risikoanalyse miteinander verglichen. Dies erfordert weitergehende Planungsmassnahmen des Ausbruchs.
Wie geht es nach der ersten Etappe weiter?
Wälchli: Bestätigen die geologischen Untersuchungen unsere Annahmen, reichen wir ein nukleares Baugesuch ein. Dieses umfasst die Lagerteile, in denen schliesslich die Abfälle eingefüllt werden. Auch bei deren Ausführung gehen wir etappenweise vor. Wir rechnen heute damit, dass zwischen 2045 und 2050 der Lagerteil für die schwach- und mittelaktiven Abfälle ausgebrochen wird. Ab 2050 wird ein Pilotlager mit Abfällen bestückt und von einem umlaufenden Monitorstollen aus überwacht. Anschliessend wird das Gesamtlager mit Abfallbehältern bestückt, verfüllt und versiegelt.
In welchem Abstand folgt der Bereich für hochaktive Abfälle?
Die Arbeiten dafür sollten 2055 beginnen. Anders als im Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle bauen wir hier nicht den gesamten Lagerbereich, sondern bohren jeweils zwei Stollen pro Jahr. Diese Stollen werden im Folgejahr mit Abfällen bestückt, verfüllt und versiegelt – während nebenan die nächsten zwei Stollen gebohrt werden. Auch in diesem Lagerbereich wird zunächst ein Pilotlager befüllt und überwacht, bevor die eigentliche Einlagerung beginnt. Nach unseren heutigen Annahmen sollten um das Jahr 2075 alle Abfälle eingelagert sein.
Im Lager für hochaktive Abfälle soll Material eingelagert werden, während nebenan die TBM bohrt. Ein sicherheitstechnischer Konflikt?
Wälchli: Diese Parallelität ist kein Konflikt, aber in verschiedener Hinsicht ein wichtiges Thema.
Die Abstände zwischen den Lagerstollen müssen so gross sein, dass die Bohrtätigkeit die bereits bestückten Stollen nicht beeinflusst. Darüber hinaus sind wir verpflichtet, in der gesamten Anlage die nuklearen Teile strikte von den konventionellen Teilen zu trennen. Die wettertechnische Trennung reicht bis hin zur separat geführten Abluft, die bis zum Abschluss des Einlagerungsbetriebs gewährleistet sein muss. Sie gilt selbstredend auch für den Baubetrieb und die Baulogistik.
Was geschieht, wenn die Lager fertig bestückt, verfüllt und versiegelt sind?
Senn: Während die einzelnen Lagerkavernen und -Stollen sukzessive nach ihrer Bestückung verfüllt und versiegelt werden, bleiben die nicht-nuklearen Teile der Anlage noch offen für die Überwachung. Voraussichtlich ab 2085 werden etappenweise ganze Lagerbereiche verschlossen und versiegelt. Dieser Prozess wird sich über Jahre hinziehen. Gemäss Zeitplan des Entsorgungsprogramms finden 2127 die Restverfüllung und der Rückbau der verbliebenen Oberflächeninfrastruktur statt – vorausgesetzt, die dannzumalige Generation fällt diesen politischen Entscheid.
Die Nagra hat den Auftrag, auf der einen Seite das Projekt zu planen und entsprechende Annahmen zu treffen und Entscheide zu fällen. Auf der anderen Seite ist sie verpflichtet, weiterzuforschen und neue Erkenntnisse sukzessive in das Projekt einfliessen zu lassen. Wie machen Sie diesen Spagat?
Wälchli: Hier kommt uns die Etappierung des Projekts zugute. Die erste Etappe, die wir im Detail planen und dann ausführen, ist kein nukleares Projekt. Es ist ein konventioneller Bergbau, der Zugang und Raum für die erdwissenschaftlichen Untersuchungen schafft. Diese Etappe bringt keine Vorfestlegung für die Ausgestaltung der folgenden Bauwerksteile mit sich. Aber sie verschafft uns Zeit sowie Erkenntnisgewinn, um dann mit aktuellem Wissen und aktueller Technologie an die nuklearen Bereiche heranzugehen.
Senn: Nehmen wir als Beispiel die Behälter für die radioaktiven Abfälle. Bei den schwach- und mittelaktiven Abfällen ist dieser Behälter weitgehend definiert. Jener für die hochaktiven Abfälle ist gegenwärtig noch Forschungsgegenstand. Bei der Dimensionierung der Behälter treffen wir zwar Annahmen, wirklich festlegen müssen wir uns schätzungsweise 15 Jahre vor Einlagerung. Beim hochaktiven Abfall wäre dies im Jahr 2045.
Wälchli: Wir haben also noch Zeit für die Details. Aber natürlich müssen wir darauf achten, dass wir in der ersten Etappe nicht Tatsachen schaffen, die später wichtige Optionen ausschliessen. Optionen, die wir heute vielleicht noch gar nicht kennen. Das ist der Spagat, der uns gelingen muss.
Die erste Etappe umfasst unter anderem den Bau von Schächten, durch die später die verpackten Abfälle ins Lager abgelassen werden. Muss man bei diesen Schächten also etwas «Luft lassen», um später in der Dimensionierung der Behälter Spielraum zu haben?
Wälchli: Richtig. Dasselbe gilt für die Ausgestaltung der Logistikbereiche auf Ebene der Tiefenlager. Im Moment beschäftigt uns hier die Frage, ob das Lichtraumprofil in diesen Bereichen durch den Bau oder durch den späteren Betrieb definiert wird. Hier nähern wir uns Antworten an, im Wissen darum, dass sich noch Änderungen einstellen werden.
In Finnland steht ein geologisches Tiefenlager kurz vor Teil-Inbetriebnahme. Gab und gibt es hier einen Austausch?
Wälchli: Wir pflegen mit allen Schwesterorganisationen, die sich mit der Thematik der geologischen Tiefenlagerung befassen, einen guten Kontakt. Das finnische Lager ist gebaut, nächstens wird dort in einem «Trial Run» der komplette logistische Ablauf zur Einlagerung der Abfälle getestet. Wir verfolgen das Projekt interessiert, aus bautechnischer Sicht ist es jedoch nicht das ideale Referenzobjekt. Denn in Finnland wurde das Lager in Granit ausgeführt.
Gibt es europäische Projekte, die näher an den Schweizer Gegebenheiten dran sind?
Wälchli: Das französische Projekt liegt uns näher. Es wird ebenfalls in einem Tongestein ausgeführt, weshalb auch ein bautechnischer Austausch möglich ist. Trotz geologischer Verwandtschaft unterscheiden sich die Projekte. Dies nicht zuletzt, weil unterschiedliche politische und gesetzliche Vorgaben vorliegen. Es gibt jedoch übergeordnete Themen, wie beispielsweise der Bereich der Sicherheit oder der Sicherheitsnachweise, in denen wir eng mit unseren französischen Kollegen zusammenarbeiten.
In den kommenden zwei Jahren erarbeitet die Nagra die Rahmenbewilligungsgesuche, das schliesslich vom ENSI geprüft wird. Liegt diese Bewilligung vor, sollen in den Jahren 2029 und 2030 Bundesrat und Parlament über das Projekt entscheiden. Wie blicken Sie auf den Übergang des Projekts von einer fachlich-wissenschaftlichen Sphäre in eine politische Welt?
Wälchli: Aus unserer Sicht ist dies kein Übergang, sondern ein laufender Prozess, der sich fortsetzt. Die politische Beschlussfassung ist integraler Bestandteil des Gesamtprojekts. Wir können sie mit Informationen und Fachkompetenz unterstützen. Derweil liegen die Planungsarbeiten aber keineswegs auf Eis. Sie laufen nahtlos weiter. Anders können wir das Projekt nicht plangemäss vorantreiben.
Senn: Wir können den politischen Prozess kommunikativ gut unterstützen. Dies etwa, indem wir in einer Vernehmlassung gewährleisten, dass Informationen vorliegen, die für eine breite Öffentlichkeit verständlich sind. Nur so können die nötigen Eingaben gemacht werden, die der Bundesrat als Basis für seine Entscheidung braucht. Diskursiver als die Entscheide von Bundesrat und Parlament dürfte es werden, sollte der Entscheid über das fakultative Referendum dem Stimmvolk vorgelegt werden. Aber auch da können wir mit einer transparenten und verständlichen Kommunikation diesen politischen Prozess unterstützen.
Bereits heute ist in Stein gemeisselt: Ihre beruflichen Laufbahnen enden, bevor das Tiefenlager vollständig ausgeführt ist. Hat das für Sie etwas Frustrierendes?
Wälchli: Nein, gar nicht. Ich bin seit Jahren im Untertagebau tätig. Da bin ich es gewohnt, langwierige Projekte zu bearbeiten. Ohnehin liegt für mich die spannendste Herausforderung darin, dieses Generationenprojekt auf eine stabile Planungsgrundlage zu stellen. Diese entsteht in den nächsten 15 bis 20 Jahren. Bis dahin würde ich gerne an Bord bleiben.
Senn: Dass es sich um ein generationenübergreifendes Projekt handelt, macht für mich der besondere Reiz aus. Die Bauaufgaben mögen keine «Rocket Science» darstellen und keine Aufgaben umfassen, die nicht schon gemeistert wurde. In einem grossen, interdisziplinären Miteinander eine Entsorgungs-Lösung voranzutreiben, die nachfolgenden Generationen eine gute Perspektive gibt, das hat aber zweifellos etwas Pionierhaftes.