Seit 2015 und noch bis Anfang 2022 ist Prof. Dr. Sarah Springman Rektorin der ETH Zürich. Ein Gespräch mit der englischen Bauingenieurin über den Reiz ihres Berufs, über ihr Jury-Präsidium beim Building Award – und über ihre Endspurt-Qualitäten. Text und Fotos: Beat Matter
„die baustellen“: Fast in jedem Interview, das Sie geben, werden Sie nach Parallelen zwischen Sport und der Lehre, Forschung oder gegenwärtig vor allem auch dem Umgang mit der Covid-Pandemie gefragt. Nervt Sie dieser Sport-Fokus manchmal?
Zu Beginn meiner Professur an der ETH Zürich fand ich es mühsam, in den Medien so stark als ehemalige Triathlon-Europameisterin präsentiert und entsprechend befragt zu werden. Dabei blieb fast etwas im Hintergrund, dass ich Bauingenieurin bin und in diesem Berufsfeld hochkomplexe Herausforderungen gemeistert habe. Offenbar ist es nach wie vor einfacher, Frauen sportliche Erfolge zu attestieren als sie über ihre beruflichen Leistungen zu identifizieren.
Erlauben Sie mir trotzdem eine sport-metaphorische Frage.
Go on. It’s ok.
Sie sind seit 2015 Rektorin der ETH Zürich und werden Ihre Funktion Anfang 2022 abgeben. Hatten Sie als Spitzen-Triathletin jeweils einen starken Endspurt?
Nein, meine Stärken lagen jeweils im mittleren Teil des Rennens. 1986 in Säter (SWE) gelang mir jedoch eine sehr starke Schlussphase.
Wie kam es dazu?
Ich war in dem Rennen dabei, meinen zweiten Europameistertitel zu gewinnen. Nach über der Hälfte der Laufstrecke lag ich 45 Minuten vor der nächstplatzierten europäischen Frau. Da realisierte ich plötzlich, dass ich das Rennen in unter 10 Stunden beenden kann, wenn ich die letzten acht Kilometer in unter 40 Minuten laufe. Das war zu dieser Zeit ein Wert, den weltweit erst drei Frauen unterboten hatten. Der Gedanke daran motivierte mich enorm und verhalf mir zum wohl besten Schlussspurt meiner Karriere. Ich beendete das Rennen schliesslich in 9 Stunden, 59 Minuten und 49 Sekunden. Müsste ich meine Schlussphase als Rektorin der ETH Zürich aus sportlicher Sicht umschreiben, würde ich dafür aber kein Einzelrennen wählen, sondern eine Stafette, in der jetzt die Phase einer Stabübergabe anbricht. Dies umso mehr, als sich jetzt abzeichnet, wer im kommenden Jahr meine Funktion übernimmt.
Seit März 2021 prägt die Pandemie den Hochschulalltag. Hadern Sie damit, dass das Virus den Schlussteil Ihrer Wirkungsphase als Rektorin dominiert?
Nein. Mein persönliches Empfinden ist angesichts der Tragweite, welche die Pandemie für uns als Hochschule und insbesondere für unsere Studierenden hat, nahezu belanglos. Unsere Studierenden verbringen in der Regel rund fünf kurze Jahre an der ETH Zürich. Seit über einem Jahr wird diese einzigartige Zeit in ihrem Leben von einer Pandemie beeinträchtigt, die einen Grossteil des sozialen Charakters zunichtemacht, der in der Studienzeit so wichtig ist. Das bekümmert mich sehr.
Wie erleben Sie die Stimmung bei den Dozierenden, den Forschenden – und wie jene bei den Studierenden?
Es ist klar: Die Studierenden vermissen viele Präsenz-Veranstaltungen, die nach wie vor die Ausnahme sind. Und insbesondere vermissen sie einander. Um sie in dieser schwierigen Phase zu unterstützen, pflege ich einen sehr intensiven Austausch mit den Verbänden und Vereinen der Studierenden, die ihrerseits sehr aktiv versuchen, die Situation für die Studierenden zu verbessern. Um problematischen Fällen aktiv zu begegnen, haben wir zudem eine Mental-Health-Kampagne lanciert, die dazu aufruft, offen über Probleme zu reden und die darüber aufklärt, wo in welchen Fällen Hilfe angeboten wird. Mit der Kampagne sprechen wir insbesondere die Studierenden an, aber durchaus auch die Mitarbeitenden der ETH Zürich. Wir nehmen die Situation sehr ernst – und versuchen auf allen Ebenen, sie für Studierende, Doktorierende, Dozierende und Mitarbeitende zu optimieren.
Hat man an der ETH Zürich Dinge gelernt, die über diese Pandemie hinaus bestand haben werden?
Davon bin ich überzeugt. Um diese Learnings strukturiert aufzuarbeiten, führen wir gegenwärtig Werkstätten mit Studierenden und Dozierenden durch, in denen wir deren Erfahrungen abholen. In weiteren Werkstätten werden die gesammelten Informationen zusammengeführt und verdichtet. Mit meinem ganzen Team sowie mit meinem Nachfolger gehe ich im Anschluss für drei Tage in Klausur, um die so gewonnenen Informationen zu sichten, auszuwerten und zu diskutieren. Mein Ziel ist es, die optimale Informationsgrundlage zu schaffen, auf der mein Nachfolger die Schlüsse für die Zukunft ziehen kann.
Ein positiver Aspekt in dieser Misere: Seit gut einem Jahr interessiert sich die breite Bevölkerung stark für Wissenschaft und Forschung.
(Streckt die Hände in die Luft) Wunderbar! I love it!
Kommt das der ETH Zürich zugute?
Ich glaube ja. Dazu tragen die zahlreichen Wissenschaftler der ETH Zürich bei, die an vorderster Front bei der Bekämpfung der Pandemie mitwirken. Beispiele dafür sind Professor Martin Ackermann, der die Swiss National Covid-19 Science Task Force leitet; Professorin Tanja Stadler, welche die R-Wert-Modellierungen macht; Professorin Kristine Shea, die mit ihrem Team ein preisgünstiges Beatmungsgerät entwickelt hat, das jetzt in der Ukraine hergestellt wird; oder auch Professorin Susanne Ulbrich, die eine sehr interessante Studie zur Reaktionsweise des Virus erarbeitet hat. An der ETH Zürich wurde intensiv gearbeitet, um der Gesellschaft in dieser schwierigen Situation zu helfen. Ich glaube, das wird zur Kenntnis genommen und sehr geschätzt.
Physische Veranstaltungen haben es nach wie vor schwer, nicht nur an der ETH Zürich. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Verleihung des Building Award 2021, die aufgrund der Pandemie von Juni auf November verschoben wurde. Es ist nach 2019 die zweite Durchführung, die Sie als Jury-Präsidentin begleiten. Weshalb dieses Engagement?
Ich habe als Jury-Präsidentin zugesagt, weil ich den Building Award für eine wunderbare Idee halte und er eine optimale Bühne schafft, um fantastische Ingenieur-Leistungen ins Rampenlicht zu stellen. So eine Bühne braucht es, denn Ingenieure sind oftmals so bescheiden, dass sie kaum von sich aus den öffentlichen Auftritt suchen. Umso wichtiger ist es, sie mit dem Building Award ein bisschen anzuschubsen, um aufzutreten und öffentlich zu zeigen, was sie für die Allgemeinheit leisten.
Wir leben in einem Tech-Zeitalter. Werden Ingenieurleistungen wirklich nach wie vor geringgeschätzt?
Sie werden für selbstverständlich erachtet. Unsere Gesellschaft ist es gewohnt, dass Dinge funktionieren – ohne darüber nachdenken zu müssen, wie sie funktionieren. Mit der Anforderung, unsere Lebensweise so auszugestalten, dass sie umweltverträglicher wird, bietet sich Ingenieurinnen in unterschiedlichen Fachbereichen eine grosse Chance zu zeigen, dass dieser Umbau nicht von allein funktioniert, sondern nur dank herausragenden Leistungen von brillanten Ingenieuren.
Mit dem Building Award soll das Image von Ingenieurberufen gestärkt werden, um die Berufsfelder auch für den Nachwuchs attraktiv zu machen. Sind ein Award und eine recht klassische Gala-Veranstaltung das richtige Werkzeug, um ganz junge Frauen und Männer emotional abzuholen?
Ich halte die Form für gelungen, weil sie nicht nur auf eine einzelne Zielgruppe ausgerichtet ist, sondern eine breite Wirkung zu erzeugen versucht. Um das Ingenieur-Image zu prägen und potenziellen Nachwuchs anzusprechen, braucht es diese Wirkung nicht nur bei den jungen Frauen und Männern, sondern auch bei deren Eltern, Tanten, Onkel, Grosseltern, Lehrerinnen und Lehrer, ja letztlich in der ganzen Gesellschaft.
Welche Rolle wollen Sie dabei als Jury-Präsidentin spielen?
Meine Hoffnung ist es, dass ich eine Vorbildrolle insbesondere für junge Frauen einnehmen kann. Aus meiner heutigen Funktion heraus werde ich primär als Rektorin der ETH Zürich oder eben auch als ehemalige Spitzensportlerin wahrgenommen. Es würde mich aber freuen, wenn das Jury-Präsidium das Bewusstsein stärken würde, das ich zuallererst Bauingenieurin bin. Eine Bauingenieurin, die eine wahnsinnig spannende, abwechslungsreiche und erfüllende Karriere machte.
Wenn Sie als Jurypräsidentin des Building Awards einen Werbespot für Ingenieurberufe machen könnten, wie würde dieser klingen?
Was ich ungeachtet der spezifischen Fachrichtung aus eigener Erfahrung sagen kann: Im Berufsleben einer Ingenieurin ist kein Tag wie der andere. Ich war in meinem ganzen Ingenieur-Leben nie gelangweilt, sondern es bot sich mir stets eine ganze Reihe von spannenden Möglichkeiten, um auf sehr kreative Weise Lösungen für Probleme zu erarbeiten, die unter Umständen von dauerhaftem gesellschaftlichem Nutzen sind. „Mein“ Damm, dessen Bau ich Anfang der 1980er-Jahre als Bauingenieurin auf Fidschi begleitete, und der fast das halbe Land mit Elektrizität versorgt, steht heute noch. Ich kann ihn mir jederzeit auf Google Earth anschauen und das befriedigende Gefühl geniessen, an diesem Projekt mitgedacht und mitgebaut zu haben. Wir Ingenieure konstruieren, wir bauen Dinge, die Nutzen für viele stiften. Wenn es uns gelingt, diese Botschaft breiter zu vermitteln, wird es uns auch gelingen, noch mehr Frauen für Ingenieurberufe zu begeistern.
Sie engagieren sich stark dafür, Frauen zu fördern und junge Frauen für Ingenieurberufe zu begeistern. Spüren Sie hier eine Bewegung? Geht die Entwicklung in die richtige Richtung?
Ja, zweifellos. In den letzten 25 Jahren ist an der ETH Zürich der grosse Schritt gelungen, dass es nicht mehr ein Randphänomen, sondern eine Selbstverständlichkeit ist, dass in allen Fachbereichen und auf allen Ebenen auch Frauen tätig sind. Als ich 1997 als Professorin an die ETH Zürich kam, lag der Frauenanteil der Studierenden sowie der Doktorierenden in den Bauingenieurwissenschaften je nach Jahrgang zwischen 5 und 7 Prozent. Heute nähern wir uns 30 Prozent. Die Anteile in den einzelnen Fachrichtungen divergieren zum Teil stark, insgesamt aber ist es uns gelungen, zwischen 2015 und heute den Frauenanteil von 30 auf 33 Prozent weiter zu erhöhen. Solche Zahlen belegen, dass eine langsame, aber positive Entwicklung im Gange ist.
Was ist zu tun, um diese Anteile noch weiter zu erhöhen?
Wir dürfen nicht müde werden, den jungen Frauen vorzuleben und aufzuzeigen, welche Möglichkeiten sich auftun, wenn man in einem Ingenieurberuf tätig wird. Die Abschlüsse, die man als junge Frau – und natürlich auch als junger Mann – an der ETH Zürich machen kann, sind nichts anderes als die Vorbereitung auf 1000 mögliche Jobs. Sie bieten eine Vielfalt von Möglichkeiten, um sich dort beruflich zu engagieren und weiterzuentwickeln, wo die persönlichen Interessen einen hinziehen.
Glauben Sie, wir sind heute mit all den verschiedenen Massnahmen dabei, die Grundlage zu schaffen für wirklich ausgeglichenere Geschlechterverhältnisse in den meisten Fachrichtungen?
Das hängt mitunter davon ab, was mit „ausgeglichen“ gemeint ist. Auch wenn die Sensibilitäten heute höher sind, wird es nie der Fall sein, dass Männer die Kinder austragen, gebären und dann durch die ersten Wochen und Monate ernähren. Das klingt ulkig, aber das ist im Alltag oft der Grund, weshalb es nicht selbstverständlich ist, dass die Familienverantwortung von beiden Elternteilen gleichmässig getragen wird. Aber: Ich kenne ehemalige Studentinnen von mir, die heute in leitenden Funktionen tätig sind, die Kinder geboren haben und die nach wie vor 80 Prozent arbeiten. Davor ziehe ich meinen Hut, denn es zeigt: Wenn sie sehr kompetent ist, wenn sie das wirklich will und wenn sie sich sehr gut organisiert, dann ist es möglich, auch als Mutter die berufliche Karriere weiterzutreiben. Wir brauchen mehr davon, denn alles andere können wir uns nicht leisten.
Wie meinen Sie das?
Ganz einfach: Wir können nicht weiterhin fehlende Fachleute in verschiedenen Sparten beklagen und uns gleichzeitig den Luxus leisten, hervorragend ausgebildete Frauen nach der Familiengründung einfach zu verlieren. „Recruit and Retain“ muss hier die Losung lauten. Wir müssen Frauen nicht nur anziehen, sondern es muss auch gelingen, sie in den Kinderjahren so zu unterstützen, zu fördern und zu halten, dass sie den beruflichen Anschluss nicht oder zumindest weniger verlieren. Das ist eine komplexe Herausforderung, zu deren Lösung verschiedenste Massnahmen ineinandergreifen müssen. Aber die Mühe wird sich für alle lohnen: Denn alle Erfahrungen zeigen, dass diversere Teams zu besseren Ergebnissen kommen, weil aus diverseren Ideen die besseren Lösungen hervorgehen.
Das Bauingenieurwesen ist ein Berufsfeld, in dem nicht nur der Frauenanteil noch eher tief liegt, sondern in dem es insgesamt an Nachwuchs mangelt. Wie schätzen Sie die Situation heute ein?
Vor der Jahrtausendwende sank die Zahl neuer Bauingenieur-Studierender bis auf 55. Das war ein katastrophales Niveau. In den gut 20 Jahren seither konnten wir diese Zahl ungefähr verdoppeln. Das ist gut – aber bei weitem nicht genug, um den Verlust an Ingenieurerfahrung abzufedern, der aktuell und in den kommenden Jahren durch die Pensionierung der Baby Boomer-Generation zu beklagen ist. Die Situation ist schwierig und hat Konsequenzen: Obwohl Bauingenieure in der Schweiz nicht gerade überbezahlt sind, verdienen sie doch besser als dies in einigen Nachbarländer der Fall ist. Dort ausgebildete Ingenieure kommen entsprechend gerne in die Schweiz, um zu arbeiten, und hinterlassen in ihren Heimatländern eine neue Lücke, für die wiederum auf ausländische Fachkräfte zurückgegriffen wird. Das ist eine so ungerechte Dynamik.
Was tun?
Wir können die Marktmechanismen nicht direkt ändern. Aber auch hier liegt es an uns, unermüdlich aufzuzeigen, dass man als Bauingenieurin oder als Bauingenieur eine fantastische Karriere hinlegen kann. Indem er auf die grosse Bühne stellt, was Ingenieurinnen und Ingenieure leisten und welche beruflichen Wege sie zurücklegen, spielt der Building Award hierbei eine sehr wichtige Rolle.
Vorderhand aber bleibt die Problematik bestehen: Es kommt zu wenig Ingenieurnachwuchs nach, um jene Fachleute zu ersetzen, die jetzt und in den kommenden Jahren verloren gehen.
Ja, das Problem lässt sich nicht von heute auf morgen lösen. Und glücklicherweise liegt es nicht an der ETH Zürich allein, um für mehr gut ausgebildeten Nachwuchs zu sorgen. Auch die Fachhochschulen mit ihren Ingenieur-Studiengängen tragen mit sehr positiven Zahlen viel dazu bei, die Problematik zumindest zu entschärfen. Mit ihren Zutrittsbedingungen ziehen die FH ausgebildete Berufsleute an, die noch mehr wissen und die noch mehr erreichen wollen. Mit einem Studium, das Theorie mit viel Praxisnähe vermittelt, werden sie oft zu sehr guten Ingenieuren ausgebildet, die in komplexen Projekten gemeinsam mit ETH-Ingenieuren sehr interessante und befruchtende Teams bilden können.
Es gibt ETH-Studienrichtungen, für die sich jährlich viele neue Studierende einschreiben. Und es gibt Studienrichtungen – wie eben die Bauingenieurwissenschaften – für die sich gerne auch ein bisschen mehr Studierende anmelden könnten. Fällt es schwer, in Studiengängen, die ohnehin schon mit einer knappen Anzahl von Studierenden unterwegs sind, die Anforderungen nicht schleichend zu senken?
Nein, gar nicht. Es ist für uns als ETH Zürich schlicht keine Option, unser Niveau und damit unsere Ansprüche in Lehre oder auch in Forschung zu senken. Als Hochschule mit weltweiter Anerkennung können wir es uns nicht leisten, Absolvierende in die Wirtschaft zu schicken, die nicht in der Lage sind, den sehr hohen Anforderungen in den einzelnen Berufsfeldern zu genügen. Der einzige Weg, um effektiv für mehr geeignete Studierende zu sorgen ist es, unsere Studiengänge laufend noch attraktiver zu gestalten, die Attraktivität der Studiengänge und insbesondere die Attraktivität der späteren beruflichen Möglichkeiten unermüdlich aufzuzeigen und so daraufhin zu arbeiten, beim Nachwuchs mehr Interesse zu wecken.
Nun geht also Ihre Wirkungszeit als Rektorin an der ETH Zürich in die Schlussphase. In einem Beitrag der ETH News haben Sie jedoch betont, dass Sie «still want to make a difference in my last year in office». Was nehmen Sie sich zum Schluss vor?
Mit der „Post-Covid-University“ haben wir einen wichtigen Punkt bereits angesprochen. Ich will dazu beitragen, dass wir aus dieser Pandemie Lehren ziehen, die dazu beitragen können, die Hochschule der Zukunft zu gestalten. Als zweiter wichtiger Punkt treibe ich mehrere Projekte voran, die darauf abzielen, dass nebst den fach- und methodenspezifischen Kompetenzen, die wir an der ETH Zürich sehr stark fördern, die Soft-Skills, also soziale und persönliche Kompetenzen, deutlich an Stellenwert gewinnen. Und als dritter Punkt werde ich auch meine letzten Monate an der ETH Zürich dafür nutzen, um im Themenbereich Frauen und Leadership weitere Impulse zu geben.
Sie kehren nächstes Jahr nach England zurück, an die Oxford University, wo Sie das St Hilda’s College führen werden. Haben Sie in den letzten bald 25 Jahren Schweizer Eigenschaften angenommen, die Sie jetzt zurück nach England mitnehmen?
Natürlich. Vielleicht gibt es sogar Bereiche, in denen ich schweizerischer geworden bin als die Schweizer selbst. In Planung und Organisation meiner Arbeit könnte das der Fall sein. Als ich nach Zürich kam, war ich eher chaotisch und erledigte meine Arbeiten konsequent just in time. 25 Jahre in der Schweiz haben mich gelehrt, meine Arbeiten frühzeitig, detaillierter und weitsichtiger zu planen, als ich mir das früher je hätte vorstellen können. Diese Haltung werde ich bei meiner Rückkehr nach England mit Sicherheit nicht mehr ablegen.
Und worauf freuen Sie sich in England?
Darauf, dass am St. Hilda’s College alles deutlich kleiner sein wird als an der ETH Zürich. Darauf, die Universität, das College und mein neues Daheim kennen zu lernen. Darauf, mich mit einem neuen Team in meine neue Funktion einzuarbeiten. Und darauf, dass ich ein bisschen weniger arbeiten – mich aber aller Voraussicht nach nicht über zu wenig Arbeit beklagen muss.