Pius Meyer, 55, Leiter Kundendienst Hochbaukrane bei der Liebherr Baumaschinen AG, ist ein leidenschaftlicher Kran-Fan. Der Experte betreibt ein Kran-Archiv im Internet und hat schon ein Buch geschrieben. (die baustellen Nr. 05/2014)
Den Grossteil meines beruflichen Alltags beschäftige ich mich mit Kundenanfragen: Technische Auskünfte, Offertanfragen für Miete oder Kauf. Bei Projekten teilen wir uns intern auf. Ziel ist es, dass ein Ansprechpartner von der Offerte bis zur Abrechnung zuständig ist. Es kommt immer wieder vor, dass ich laufende oder künftige Bauplätze besuche und mir so einen Eindruck verschaffe, um die Kundschaft fundiert beraten und unterstützen zu können. Ich schätze die Ausseneinsätze sehr – so bleibe ich am Puls. Das ist auch wichtig, um gegenüber unseren Werken praxisbezogene Inputs für Weiterentwicklungen zu geben. Ich leite bei Liebherr den Kundendienst Hochbaukrane. Das sind insgesamt rund 50 Mitarbeitende, Disponenten, Kundendiensttechniker, Leute in der Werkstatt. Der Kundendienst ist eine grosse Teamleistung. Ein einzelner bewegt hier nichts. Bei Liebherr bin ich seit 15 Jahren.
Als Kind angefixt
Ich bin ein Kran-Fan. Das Virus hat mich schon als Kind befallen. Als wir 1968 in eine Neubausiedlung vor Zürich zogen, wurde um uns herum gebaut wie wild. Mir gefiel das, jede freie Minute stiefelte ich auf den Baustellen umher. Besonders imponiert haben mir die Krane. Sie waren gross und stark – und ganz leise.
Ich begann mich zu informieren, bestellte überall Prospekte, las Fachhefte, sammelte und baute Modelle. Heute ist ein ganzer Kellerraum voll davon. Es war etwas Ungewöhnliches, dass sich ein Junge so spezifisch für Krane interessierte. Ich erhielt viele positive Rückmeldungen. Einmal wurde ich zur Besichtigung in ein französisches Werk eingeladen und ass anschliessend mit der gesamten Direktion zu Mittag.
Ich hätte gerne Baumaschinen-Mechaniker gelernt. Aber den Lehrberuf gab es damals noch nicht. Ich wurde schliesslich Grossapparateschlosser, was sich als gute Basis für meinen weiteren Weg erwies. Denn schon kurz nach der Lehre montierte ich, damals bei Robert Aebi, die ersten Krane.
Bis auf einen Abstecher in die elterliche Schreinerei, wo ich rasch Führungsaufgaben wahrnehmen durfte, blieb ich der Bauwelt treu. Ich arbeitete in mehreren Bauunternehmen, wo ich jeweils auch für die Krane verantwortlich war. Ich besuchte zahlreiche Kurse von Herstellern und verschlang alles an Fachliteratur. Nicht weil ich musste, sondern weil es mir Freude machte.
Schliesslich wechselte ich zu Liebherr. In Sursee nehme ich als Experte Kranführerprüfungen ab. Seit vier Jahren bin ich zudem Obmann der Untergruppe Kranexperten des Verbands der Schweizerischen Baumaschinenwirtschaft. Ein tolles Umfeld für einen Fan.
Faszinierende Kran-Historie
Parallel dazu ist meine private Kran-Leidenschaft bestehen geblieben. Mittlerweile hat sich ein schönes, internationales Netzwerk von Interessierten gebildet. Mit dem Internet ist der Austausch ja einfach geworden. Meine besondere Faszination liegt bei älteren Kranmodellen. Gerade in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hat es tolle Entwicklungen gegeben. Ich verfüge über ein sehr grosses Archiv von Unterlagen über historische Modelle. Auch ein Buch über Hochbaukrane, an dem ich mitgearbeitet habe, beschäftigt sich mit der Kran-Historie.
Ein Teil meiner Faszination und meiner Unterlagen sind im Internet zugänglich. Gemeinsam mit Andreas Bruderer betreibe ich seit gut zehn Jahren die Website kran-info.ch. Weshalb? Weil es einfach nichts Gescheites über Krane gab im Internet. Die Plattform generiert einen erfreulichen Rücklauf. Kürzlich hat mich eine Lehrerin über die Website kontaktiert. Sie wolle im Unterricht etwas über Krane machen, ob ich ihr helfen könne. So etwas freut mich natürlich.