Daniel Eckenstein, 26, Bauingenieur-Student an der ETH Zürich und Präsident des Kontakttreffens Hönggerberg KTH, übernimmt gerne den Lead. Wohin er beruflich will, das hat er sich reiflich überlegt. Im Gegensatz zu vielen Kollegen. (die baustellen Nr. 08/2013)
Ich habe schon immer gerne Verantwortung übernommen. In der Schule meldete ich mich als Klassensprecher, im Militär machte ich halbfreiwillig als Fourier weiter, auf Reisen werde ich oft zum inoffiziellen Reiseleiter. Wenn alle mitziehen, stehe ich gerne vorne hin.
Wirtschafts- und Management-Themen sprechen mich sehr an. Gleichzeitig habe ich mich immer schon für Verkehr und Infrastruktur interessiert. Im Verlaufe der Mittelschule überlegte ich, wie sich die Bereiche vereinbaren liessen und welcher Weg zu einer entsprechenden Tätigkeit führen könnte. Ich kam zum Ergebnis, dass es für mich nicht sinnvoll ist, zum Beispiel über ein Wirtschafts-Studium zu einem Job im Infrastrukturbereich zu kommen. Sinnvoller schien es, mir fundierte technische Kenntnisse über Infrastrukturen anzueignen. Den wirtschaftlichen Teil, so dachte und denke ich mir, kann ich leichter zu einem späteren Zeitpunkt hinzufügen – sei es mit einem MBA oder on the Job. Aufgrund dieser Überlegungen entschied ich mich für ein Bauingenieur-Studium an der ETH Zürich. Könnte ich heute wählen, würde ich mich gerne beruflich mit Eisenbahn-Infrastruktur auseinandersetzen. Die Bahn-Affinität reicht bei mir weit zurück. Als Primarschüler konnte ich grosse Teile des SBB-Fahrplans auswendig.
Engagiert von Anfang an
Drei Jahre Bachelor-Studium und ein Jahr Master-Studium liegen jetzt hinter mir. Während andere jetzt am See liegen, lerne ich auf dem Hönggerberg. Das macht mir nichts aus. Ich habe gewusst, worauf ich mich bei einem ETH-Studium einlasse. Verläuft alles nach Plan, werde ich in einem Jahr abgeschlossen haben.
Bereits im ersten Studienjahr bin ich auf den Akademischen Ingenieur Verein (AIV) gestossen. Der Verein vertritt die angehenden Bauingenieure gegenüber Schule und Departement. Und er kümmert sich um gesellige Aspekte. Dass nicht alle Studenten denselben Drang nach Engagement haben, merkte ich spätestens während meinen zwei Jahren als Präsident des AIV. Es war oft mühsam, freiwillige Mitstreiter zu finden. Schade.
Nach dem Bachelor-Abschluss initiierte ich die Gründung einer Alumnigruppe für ETHBauingenieure. Und als ich nach zwei Praktika für die Master-Ausbildung an die ETH zurückkehrte, stieg ich beim Kontakttreffen Hönggerberg KTH ein. Im ersten Jahr war ich für die Bereiche «Werbung» und «Fachhochschule» zuständig. Im zweiten Jahr übernahm ich das KTH-Präsidium. Gemeinsam mit zehn Mitstudierenden habe ich diesen Frühling das 21. KTH organisiert und durchgeführt.
Grosser Bedarf der Branche
Das KTH ist die jährliche Firmenmesse für Studierende am Departement Bau, Umwelt und Geomatik der ETH Zürich. Der Anlass schafft Gelegenheit für angehende Ingenieure, in Kontakt mit Unternehmen zu kommen. Das Wachstum des Anlasses spiegelt die Nachfrage der Branche nach guten Fachkräften: Im Jahr 1991 wurde das erste KTH mit 16 präsenten Firmen durchgeführt. Vor zwei Jahren mussten wir uns erstmals überlegen, wie man einem Unternehmen aus Platzgründen eine Absage kommuniziert. Im vergangenen Jahr mussten wir bereits zehn Firmen absagen. Rund 70 Unternehmen waren präsent. Ein voller Erfolg.
Unter Ingenieur-Studierenden der ETH kursiert der Spruch: «Zwei Anrufe, drei Angebote. » Für uns Studierende ist die Situation komfortabel. Die Gefahr lauert darin, dass sich Studierende weniger genau überlegen, in welchem Bereich sie arbeiten möchten. Auch um dieser Tendenz entgegenzuwirken, eignet sich das KTH ideal. Im nächsten Frühling präsidiere ich den Anlass das letzte Mal. Dann geht’s für mich in die Praxis.