Walter Schilling, 49, Prüfstellenleiter, hat in seiner Karriere einige grosse Wechsel vollzogen. An seinem jetzigen Beruf mag er das Draussensein. Es deckt sich mit seiner privaten Vorliebe. (die baustellen Nr. 08/2012)
Ich arbeite seit vier Jahren bei der Mökah AG. Seit Kurzem bin ich Prüfstellenleiter. Ich verantworte die Dichtheitsprüfungen, die wir durchführen. Innerhalb der Firma sind wir das kleinste Team, zwei Mann. Zu zweit führen wir eine ganze Palette an Prüfungen durch, im Kanalisationswesen, machen auch Behälter- und Schachtprüfungen und noch vieles mehr. Mit unseren zwei voll ausgerüsteten Einsatzfahrzeugen verfügen wir über zahlreiche Möglichkeiten.
Während meiner beruflichen Karriere habe ich schon mehrere Wechsel vollzogen. Nicht nur von einer Stelle zur nächsten, sondern in verschiedenen Metiers. Ursprünglich bin ich Käsermeister. Von diesem Beruf weg kam ich eigentlich aufgrund der schwierigen Situation in der Schweizer Milchwirtschaft. Ich übte in den darauf folgenden Jahren verschiedene Tätigkeiten aus. Etwa bei Nestlé in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Zuletzt arbeitete ich beim IT-Support von Volg. Dort fühlte ich mich mit der Zeit im Büro eingesperrt. Es war hektisch, es herrschte grosser Druck. Schliesslich erlitt ich ein Burnout. Wieder auf Stellensuche, kam ich durch meinen jetzigen direkten Vorgesetzten, den ich privat von der Feuerwehr her kenne, zur Mökah. Mein heutiger Job fühlt sich gesünder an.
Meist saubere Leitungen
Die Leute haben häufig eine falsche Vorstellung davon, wie unsere Arbeit aussieht. Es ist ja nicht so, dass wir im Abwasser schwimmen würden. Im Gegenteil: Wir versuchen, möglichst wenig Kontakt mit Abwasser zu haben. Was mir allgemein auffällt: Tierische Fäkalien empfinden wir Menschen offenbar als weniger eklig, als menschliche. Bauern tragen Mist aus. Spaziergänger wandern über frisch gedüngte Wiesen. Hündeler heben den Kot ihrer Lieblinge auf. Sobald es um menschliche Fäkalien geht, fallen die Reaktionen heftiger aus. Dazu nur nebenbei: Küchenrohre stinken häufig viel schlimmer als solche, die von Badezimmern wegführen. Aber sowieso: Die Prüfvorschriften sehen vor, dass die zu prüfenden Leitungen gespült sein müssen. So treffen wir – mehrheitlich – auf saubere Leitungen und Schächte.
Flexibilität und Praxiserfahrung
Wir arbeiten, wie alle im Betrieb, sehr eng mit der Dispo zusammen. Dort werden unsere Einsätze geplant. Manchmal gibt es Feuerwehrübungen. Gerade im Zuge der enormen Bautätigkeit gibt es einigen Druck, auch ganz kurzfristige Einsätze möglich zu machen.
Vor Ort ist es an uns zu entscheiden, welche Prüfmethode zur Anwendung kommen muss. Immer wieder entspricht etwas nicht den Plänen. Dann ist Flexibilität gefragt. Ich mag das. Man lernt nie aus. Überhaupt habe ich einen Job, der hauptsächlich über Learning by Doing funktioniert.
Mein Beruf führt mich immer wieder auch an äusserst schöne Standorte. Das ist herrlich. Ich bin ein Naturliebhaber. Eine tolle Aussicht geniesse ich entsprechend, selbst wenn ich arbeiten muss. Obwohl ich eigentlich schon den ganzen Berufsalltag draussen verbringe, zieht es mich auch in der Freizeit hinaus. Wir haben einen Hund, mit dem wir oft spazieren oder wandern. Auch im Garten bin ich gerne. Oder gehe fischen. Oft sitzen wir noch vor dem Haus, wenn sich die Nachbarn längst schon an die Wärme verkrochen haben. Ich bin ein richtiger Draussenmensch.