Ernst Heim, 51, Servicefahrer bei der ToiToi AG, schätzt das vertrauensvolle Verhältnis zu seiner Kundschaft. Mit Sprüchen, die es über seinen Job gibt, geht er locker um. (die baustellen Nr. 03/2012)
Mein Auftrag ist das Betreuen unserer Kundschaft in meinem Gebiet. Grob gesagt, kümmere ich mich mit Hingabe um die nördliche Hälfte des Kantons Aargau. Das Schöne an einer geografischen Aufteilung ist, dass man häufig auf dieselben Leute trifft. Es entstehen vertrauensvolle Beziehungen. Das mag ich. Gerade heute habe ich auf einer Baustelle zum Zmittag einen wunderbar grillierten Cervelat gegessen, ohne dass ich selbst einen Cervelat dabei gehabt hätte.
Unser System basiert auf dem Wochenrhythmus. Die Kabinen werden zu einem Wochentarif platziert und wöchentlich gereinigt – in der Regel. Es gibt Fälle, in denen der Bauherr oder die Baufirma festlegt, dass nur alle zwei Wochen gereinigt wird. Den Bauarbeitern schmeckt das erfahrungsgemäss am wenigsten.
«Schiissibutzer» lässt ihn kalt
Ich bin zufällig zu diesem Job gekommen. Ich suchte eine neue Stelle und kannte jemanden, der schon hier arbeitete. Ich stellte mich vor, absolvierte einen Probetag und wurde angestellt. Das ist jetzt über sechs Jahre her. In dieser Zeit ist vieles zur Routine geworden. Allerdings gibt es immer wieder Highlights, die den Alltag würzen. Dazu zählen für mich beispielsweise Open Airs. Ich lasse mich an solchen Veranstaltungen gerne von der gelösten Stimmung anstecken. Die Arbeit muss trotzdem gemacht werden. Und an Arbeit mangelt es nie, wenn man an grossen Musik-Festivals für die Toiletten zuständig ist. Im Vergleich dazu sind die Kabinen auf den Baustellen ausgesprochen sauber. Selbstverständlich gibt es auch da Ausnahmen. Die Erfahrung zeigt, dass es auf den Toiletten ungefähr so aussieht wie auf dem Bauplatz.
In aller Regel wird unser Einsatz auf den Baustellen sehr geschätzt. Jeder ist froh, wenn das Örtchen wieder sauber ist. Untendurch müssen wir allerdings oft, wenn es um die Baustellenlogistik geht. Alles ist wichtiger als die Platzierung unserer Kabinen. Sie werden irgendwo ins hinterste Ecklein gestellt, was später zu Schwierigkeiten bei der Reinigung führt. Denn ich muss mit dem Lastwagen mindestens bis auf 10 Meter heranfahren, um absaugen zu können.
Unser Geschäftsfeld und mein Job inspirieren natürlich zu lustigen Sprüchen. Das Wort «Schiissibutzer» ist fast in jedem davon enthalten. Das nehme ich locker. Denn ich weiss, man darf das nicht so eng sehen. Täte man es, dann müsste man jede Hausfrau oder jeden Hausmann, zahllose professionelle Reiniger oder auch all die Eltern, die ihren Babys zu hause Windeln wechseln, in denselben Topf werfen. Aber klar: Wir beschäftigen uns nun einmal mit «dem Geschäft». Wir sehen das Zeug und wir riechen es. Man gewöhnt sich daran. Und mehr noch: Ich glaube, ich habe gelernt, meine Nase bewusst auszuschalten. Einschalten kann ich sie auch wieder. Das nervt dann meine Tochter, wenn ich sie vor dem Ausgang auf ihre Parfüm- Wolke anspreche.
Familienmensch
Ich bin ein ausgeprägter Familienmensch. So sehr, dass ich daneben gar keine allzu zeitintensiven Hobbys mehr pflege. Okay, ich lese viel. Oder gehe gerne und oft ins Kino. Mich spricht tendenziell das Science- Fiction-Genre an. Ich bin mit Star-Trek aufgewachsen, das sagt eigentlich alles. Scheuklappen habe ich allerdings keine. Ich höre und sehe gerne Verschiedenes und auch Neues. Und das, obwohl ich schon über 50 bin.