Der neue «Schlupf»

Reto Weber, 26, Gartenbauer, war fast zwei Jahrzehnte aktives Mitglied der Pfadi. Jetzt will er als Präsident der Baukommission dafür sorgen, dass «seine» Pfadfinder einen neuen «Schlupf» erhalten. (die baustellen Nr. 04/2011)

Mit sechs Jahren ging ich erstmals in die Dübendorfer Pfadi St. Jakob. Bis vor drei Jahren war ich aktiv. Dann musste ich mich entscheiden. Entweder, ich engagiere mich voll als Leiter oder ich stecke mein Herzblut in das Bauprojekt. Beides ging nicht, denn wenn ich etwas mache, dann voll und ganz. In der Pfadi erlebt man Dinge, die man sonst nirgends erlebt. Die Freude an der Natur und an der Realisierung von Projekten eint die Pfadis. Auf alle Fälle hat mir meine lange Aktivzeit bei der Pfadi derart viel gegeben, dass es mir eine Freude ist, mich für ein neues Pfadiheim zu engagieren.

Neue Leute für neuen Schlupf

Der bestehende «Schlupf», wie er heute am Waldrand Dübendorfs steht, stammt aus dem ersten Weltkrieg. Bevor wir das Haus übernehmen konnten, diente sie dem Militär beim Flugplatz Dübendorf als Funkbaracke. Sie wurde zerlegt, transportiert und wieder aufgebaut. Das Problem am alten «Schlupf» ist, dass man – ganz pfadiuntypisch – nicht darin übernachten kann und darf. So begann ich im Jahr 2006, mir gemeinsam mit meinem Bruder Gedanken über ein neues Pfadiheim zu machen. Wir liessen unserer Fantasie freien Lauf. Schliesslich präsentierten wir die Ideen dem Vorstand Pfadiheim Schlupf. Ein Grossteil des alten Vorstands wollte sich jedoch nicht mit einem Neubauprojekt befassen, weshalb der Vorstand erneuert werden musste. Ich trommelte Leute zusammen und übernahm das Präsidium. Daraufhin konnten wir die Planung weiterführen. Wir kamen – nachdem eine erste Zusammenarbeit mit einem Architekten wohl ein guter Start war, aber dennoch in einer Sackgasse endete – auf die Idee, schlicht und einfach einen Architekturwettbewerb durchzuführen. Es sollte kein 08/15-Pfadiheim werden, sondern etwas Spezielles, etwas, woran sich fremde Pfadis erinnern würden, nachdem sie es gesehen haben. Drei Architekten – allesamt junge Leute aus dem näheren Pfadiumfeld, nahmen teil. Der Aufwand hat sich gelohnt, es kamen tolle Ideen zusammen, die von einer guten Jury begutachtet werden konnten. Mit in der Jury sassen die Stadt und auch der Kanton. Wir dachten uns halt, je früher wir sie einbinden, desto weniger Probleme würde es später beim Bau geben. Bei der öffentlichen Präsentation im Stadthaus war die Resonanz ebenfalls gut. Das Siegerprojekt sieht auf beiden Längsseiten übrigens garageähnliche Tore vor, die geöffnet auf der Veranda vor Sonne oder Regen schützen und geschlossen vor Vandalen, mit denen wir äusserst selten, aber dennoch zu tun haben. Zunächst fand ich das Feature nicht so toll, mittlerweile finde ich es aber sogar genial.

Alles hängt vom Geld ab

Gemeinsam mit dem Gewinnerteam wollen wir das Projekt nun realisieren. Ob es klappt, hängt von den Finanzen ab. Wir führen viele Gespräche. Nicht immer einfache. Die Stadt sagt etwa, sie würde uns unterstützen, wenn es andere auch tun. Die anderen sagen ihrerseits das Umgekehrte. Abgesehen davon durften wir bereits zahlreiche private Spenden entgegennehmen. Das Gesamtprojekt würde rund eineinhalb Millionen Franken kosten, wenn wir alle Arbeiten vergeben würden. Doch wir möchten selbst auch Hand anlegen. Ich als Gartenbauer würde mich sicher aussenrum austoben. Das wird Spass machen und die Kosten senken. Ich hoffe, wir können nächstes Jahr mit der Realisierung beginnen. Sollte alles klappen, würde der alte «Schlupf» übrigens nach Ungarn weiterreisen und dort als Wohnhaus genutzt. Cool, oder?

Beat Matter

Beat Matter

Ich schreibe. Und ich fotografiere. Beides fliessend. Für Medien, Unternehmen, Stiftungen, Verbände, Vereine und Private.

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