Nur die eigenen Erwartungen

Thomas Schwarz, 30, Sprengmeister und Geschäftsführer der Schwarz Spreng- und Felsbau AG, übernimmt Verantwortung, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Seine Karriere war auch eine Lebensschule. (die baustellen Nr. 11/2010)

Der Funke ist bei mir sehr früh gesprungen. Ich spielte als kleiner «Büebel» oft auf dem Werkhof meines Vaters. In den Ferien durfte ich mit und kam so in jungen Jahren bereits weit herum. Die Maschinen interessierten mich stets und auch die Leute, die hier arbeiteten, waren immer lässig. Und natürlich waren die Tätigkeiten meines Vaters für mich als kleiner Junge sehr faszinierend: Kamine sprengen, Gebäude sprengen, grosse Felssprengungen – Knallereien überall, ein richtiger Bubentraum. Heute ist das Hauptstandbein der Spezialtiefbau. Wir erstellen Nagelwände, Spritzbeton- und Nagelarbeiten, Micropfähle, Anker und vieles mehr. Gesprengt wird auch noch, im Vergleich zu früher allerdings deutlich weniger. Der «Spez-Tiefbau» begeistert mich zum Glück genauso wie die Sprengarbeiten.
Als ich meine Lehre begann, tat ich das noch nicht im Wissen darum, dereinst das Geschäft meines Vaters zu übernehmen. Ich überlegte lange, ob ich eine Strassenbauer- oder eine Maurerlehre machen soll. Hubschrauber-Pilot im Unterlastenbereich wäre ein weiterer Traumjob gewesen. Doch schliesslich entschied ich mich für eine kaufmännische Lehre bei der Bauunternehmung Lerch in Winterthur. Im zweiten Lehrjahr begann ich mir Gedanken über die Zukunft zu machen. Es war von Anfang an klar, dass ich nach der Lehre nicht bei Lerch bleiben konnte. So lag es schliesslich nahe, dass sich die Überzeugung entwickelte, die Arbeit daheim wäre das Richtige für mich.

Frei wegen Verantwortung
Als ich in die Firma einstieg, arbeitete ich gemeinsam mit meinem Vater einen Werdegang aus, der mich dahin führen sollte, den Betrieb übernehmen zu können. Nach dem KV war deshalb zuerst die fachtechnische Aus- und Weiterbildung angesagt. Zudem absolvierte ich als einer der Jüngsten erfolgreich die Unternehmerschule des Baumeisterverbandes in Sursee. Es gab für mich seit meinem Einstieg im Geschäft nie einen Zweifel, ob ich den Betrieb übernehmen wollte. Mit 150 Prozent Motivation und Einsatz beschritt ich den Weg dazu. Während viele junge Leute machen möchten, was ihnen gerade passt, ohne grosse Verantwortung zu übernehmen, ist es bei mir gerade umgekehrt. Ich übernehme Verantwortung, weil ich dadurch machen kann, was ich will.

Sohn einer Koryphäe
Vor sieben Jahren übernahm ich das Geschäft offiziell. Damals waren 15 Mitarbeiter beschäftigt. Zunächst war ich sicher etwas überfordert – und froh, auf die Erfahrung und Unterstützung meines Vaters zählen zu können. Denn rundherum wurde natürlich sehr genau darauf geschaut, was der Sohn dieser Spreng-Koryphäe mit dem Unternehmen anstellt. Und auch für mich selbst löste dieser Gedanke einigen Druck aus. Doch ich glaube, das alles war ein Reifeprozess, eine Charakterschule, die man einfach durchlaufen muss, wenn man Unternehmer sein will. Ganz alleine führe ich den Betrieb seit gut drei Jahren. Dank dem unermüdlichen Einsatz von erfahrenen und langjährig treuen Mitarbeitern konnte sich die Firma dahin entwickeln, wo sie heute steht. Meine Belegschaft besteht heute aus 35 Fachleuten. Über die Jahre hat sich nun ein gutes Selbstvertrauen entwickelt. Trotzdem freue ich mich, dass mein Vater auch heute noch vorbeischaut. Er lässt mir freie Hand, obwohl das für ihn vielleicht auch nicht immer leicht ist. Die Befürchtung, ich könnte nie aus seinem grossen Schatten treten, macht mir heute keinen Kummer mehr. Ich weiss, was ich will, und ich gehe meinen eigenen Weg. Ich muss nicht die Erwartungen von irgendjemandem erfüllen. Ausser jene von Thomas Schwarz. Das reicht völlig.

Beat Matter

Beat Matter

Ich schreibe. Und ich fotografiere. Beides fliessend. Für Medien, Unternehmen, Stiftungen, Verbände, Vereine und Private.

Gerne gelesen? Hier gibt es mehr davon.