Urs Bodenmann, 29, Techniker HF Holzbau und Projektleiter, verfolgt keinen konkreten Plan, hat aber dennoch kein Brett vor dem Kopf. Sein Ziel ist es, alle Optionen offen zu halten. (die baustellen Nr. 03/2009)
Für mich war bereits vor der Lehre klar, dass ich lehrbegleitend die Berufsmatura absolvieren will. Und das tat ich schliesslich, obwohl es überhaupt nicht im Sinne meines damaligen Lehrmeisters war. Für ihn stand der zusätzliche Tag im Vordergrund, welchen ich in der Schule und nicht im Betrieb verbrachte. Es hiess dann jeweils, ich sei ein Theoretiker, weil ich bloss drei Tage pro Woche mit den Händen arbeitete. Mir war das egal, weil ich wusste, ich mache das für mich und für sonst niemanden. Nach der Lehre hatte ich dann irgendwie das Gefühl, ich müsste die Berufsmatura nutzen und eine höhere Schule besuchen. Ich versuchte es mit der Fachhochschule für Bauingenieure, merkte allerdings schnell, dass das nichts für mich ist. Viel zu viel Mathematik. Schliesslich war es die Technikerschule in Biel, die zu mir passte.
Freundschaften wären versandet
Die Ausbildung in Biel dauerte vier Semester, wobei man dazwischen jeweils einjährige Praktika einschieben musste. Ich hatte mir vorgenommen, die Praktika so zu organisieren, dass ich sie in fremdsprachigen Gebieten machen konnte. Sprachen, Kulturen und das Reisen sind Leidenschaften von mir. Im ersten Jahr hat mein Plan geklappt, ich absolvierte ein Praktikum in British Columbia in Kanada. Als ich für das zweite Praktikumsjahr bereits eine Zusage aus dem französischen Teil des Wallis in der Tasche hatte, merkte ich, dass ich das nicht machen will. Ich bin in der Region Zürich aufgewachsen. Bereits mit der Ausbildung in Biel und dem Jahr in Kanada strapazierte ich mein Umfeld stark. Es drohten Freundschaften zu versanden, und das wollte ich nicht riskieren. So kam ich zu einem Praktikum in der Nähe von Zürich, in jenem Betrieb, in dem ich heute arbeite. Ich bin als Projektleiter angestellt. Man kann sagen, ich betreue die Projekte vom Auftragseingang bis zur Rechnungsstellung. Für kleinere Projekte kann ich mittlerweile auch Offerten schreiben und auch Akquisition betreiben. Zudem bin ich vor einem Jahr zum Lehrlings-Chef gekürt worden. Bei neun bis zehn Lehrlingen, die wir permanent haben, ist das ein ziemlich zeitintensives Amt. Dennoch, ich mache meinen Traumjob, obwohl er manchmal recht administrativ ist. Gerade beim Schreiben von Offerten bemerke ich hie und da, dass ich die praktische Routine ein wenig verliere. Da kann ich das Gefühl haben, eine Arbeit müsste doch in zwei Tagen zu schaffen sein. Die Realität zeigt dann, dass es länger dauert. Aber das passiert mir natürlich nicht ständig.
Es kommt anders
Derzeit drücke ich schon wieder die Schulbank. Ich absolviere eine Ausbildung am Institut für Unternehmerschulung. Das heisst nicht direkt, dass ich meine Selbständigkeit plane. Zunächst geht es mir darum, den Meister zu machen. Mich reizt der Titel, bezüglich Lohn ist er sicher kein Nachteil und sollte ich mich irgendwann doch selbständig machen wollen, steht mir so nichts im Weg. Das ist sowieso ein bisschen meine Philosophie: Ich sorge wenn immer möglich dafür, dass ich mir selbst keine Türen zuschlage. So stehen mir schliesslich alle Türen offen. Ich finde diesen Weg sinnvoller, als mein Leben im Detail zu planen. Schliesslich kommt sowieso alles anders, als man das meint.