Verlinktes Trio

Die Architekten Daniel Meier (25), Simon Moser (25) und Simon Roesti (29) haben mit ihrem Projekt «link it» als erstes Schweizer Team den «Schindler Award 2010» gewonnen. Ihre Teilnahme war eigentlich Zufall. (die baustellen Nr. 03/2011)

Austragungsort der vierten Auflage des Wettbewerbs war das Gelände der olympischen Spiele von 1936 in Berlin. Aufgabe des Wettbewerbs war es, ein Gebiet im westlichen Teil des Olympischen Parks in einen attraktiven, barrierefreien Sport- und Freizeitpark zu verwandeln. Aus 174 eingereichten Projekten wurden zehn für den internationalen Architekturwettbewerb «Schindler Award 2010» nominiert. Erstmals war unter den ersten Zehn ein Schweizer Team vertreten. Daniel Meier, Simon Moser und Simon Roesti, mittlerweile Absolventen der Berner Fachhochschule, überzeugten mit ihrem Projekt «link it» derart, dass bei der Endausscheidung Mitte Januar der erste Platz resultierte. Das Trio hatte das Wettbewerbsthema gleichsam zum Thema ihrer individuellen Bachelorarbeiten gemacht, indem sich jeder mit einem einzelnen Baukörper aus «link it» befasste. Auch dies mit Erfolg.

Daniel Meier: Architekt zu sein, ist für mich ein lange gehegter Traum. Gelernt habe ich dann zunächst Hochbauzeichner, wodurch ich schon einen guten Einblick in das Berufsbild gewinnen konnte. Dabei bestätigte sich: Es ist das Metier, in dem ich mich betätigen will.

Simon Moser: Mein Weg war ähnlich. Ich habe ebenfalls Hochbauzeichner gelernt. Alle drei waren wir sogar in derselben Berufsschul-Klasse. Simon Roesti arbeitete gar im gleichen Lehrbetrieb wie ich. Nach der Lehre arbeitete ich ein Jahr, machte schliesslich die BMS und vertiefte mich dann in die Architektur.

Simon Roesti: Ich habe eine Lehre als Zimmermann gemacht, dann eine als Hochbauzeichner. Die Faszination für Architektur ist früh entstanden, auch weil bereits ein Cousin Architektur studierte, was mich als Kind beeindruckte. Schliesslich sind wir alle drei an der Berner Fachhochschule gelandet, die wir im vergangenen Sommer abgeschlossen haben.

Simon Moser: Uns war klar, dass wir als Abschluss an einem Wettbewerb teilnehmen wollten. Es musste ein Projekt sein, aus dem sich leicht drei Teilbereiche herausnehmen und individuell bearbeiten liessen. So war sichergestellt, dass wir unsere jeweilige Bachelor-Thesis, die in Einzelarbeit zu entstehen hat, demselben Thema widmen konnten.

Daniel Meier: Das wichtigste Kriterium war es jedoch, einen Wettbewerb zu finden, mit dem Zeitplan unseres Abschlusses übereinstimmte. Das war schwierig. Denn bereits im November 2009 hätten wir unser Dossier zum Abschlussprojekt an der Schule zur Bewilligung einreichen müssen. Wettbewerbe werden allerdings häufig erst zwei, drei Monate im Voraus ausgeschrieben. Im November 2009 hätten wir unser Projekt an der Fachhochschule einreichen müssen, um die Bewilligung dafür zu erhalten. Im allerletzten Moment, die erste Frist war bereits abgelaufen, hat uns einer unserer Dozenten auf den Schindler-Award aufmerksam gemacht. Wir haben uns die Ausschreibung angesehen, die uns sofort ansprach.

Simon Roesti: Obwohl die Schule zunächst Bedenken hatte wegen der grösse des Projekts, war für uns klar: Wir können nur gewinnen. Der Wettbewerb war eine willkommene, zusätzliche Motivation für den Abschluss. Zudem gab es ja auch den Hauch einer Chance, etwas zu gewinnen.

Simon Moser: Im Februar 2010 sind wir für drei Tage nach Berlin gereist und haben den Olympischen Park intensiv begutachtet. Unermüdlich sind wir auf dem Areal hin und her marschiert, bei 30 Zentimeter Schnee. Eine spezielle Stimmung und ein guter Startschuss für unser Projekt.

Simon Roesti: Das Areal und der Standort Berlin haben uns fasziniert. Das Gelände befindet sich direkt hinter dem Olympia Stadion, es steckt Nazi-Geschichte darin. Eine auf verschiedenen Ebenen interessante Versuchsanordnung also.

Daniel Meier: Zugegeben. Zunächst waren wir einfach froh, überhaupt einen Wettbewerb gefunden zu haben. Je mehr wir uns aber mit der konkreten Aufgabe auseinander setzten, desto klarer wurde uns, wie gut und wie spannend wir es getroffen hatten.

Simon Moser: Man hätte sich in der Abschlussarbeit auch mit dem Ausbau eines Dachstocks befassen können. Oder mit dem Eingangsbereichs eines Museums beispielsweise. Wir jedoch freuten uns riesig, etwas in dieser Grösse angehen zu können. Uns wurde eine Spielwiese geboten, auf der wir uns richtig austoben konnten.

Daniel Meier: Wir sind nicht so unterschiedlich, dass während des Projekts grössere Unstimmigkeiten aufgetreten wären. Zudem ist es uns gelungen, in unseren Diskussionen die Sache in den Vordergrund zu stellen. Ziel eines jeden war es, das Team und das Projekt vorwärts zu bringen.

Simon Moser: Insgesamt arbeiteten wir 18 Wochen lang am Projekt. Nicht nur tagsüber. Zunächst definierten wir den Masterplan. Danach folgte die Phase, in der wir in Einzelarbeit die einzelnen Gebäudetypologien entwickelten. Auch dabei standen wir in engem Kontakt, weil es uns wichtig war, bei der Zusammenführung nicht alles wieder auf den Kopf stellen zu müssen. Das komplizierteste gemeinsame Teilprojekt war die Fertigung eines Modells für Sehbehinderte, welches für den Wettbewerb verlangt war. Das Modell ist einerseits mit verschiedenen Materialien versetzt, um Anschlüsse, bestehende und neue Gebäude tastend erkennen zu können. Andererseits sind an wichtigen Stellen Tasten eingebaut, auf deren Betätigung hin eine Frauenstimme unsere Ideen zu jenem bestimmten Ort schildert. Fast keiner, der das Modell zum ersten Mal sieht, kann sich vorstellen, wie viel Arbeit und wie viel Technik darin stecken. Das hat Zeit und Nerven gebraucht.

Daniel Meier: Trotz hoher Belastung: Zu jeder Zeit merkte man, dass jeder von uns das Projekt unbedingt vollenden wollte. Keiner klinkte sich aus. Die motivierte Stimmung führte dazu, dass wir uns auch in hektischen Phasen stets zusammen reissen konnten. Obwohl, gegen Schluss musste man schon etwas auf die Wortwahl achten.

Simon Roesti: Keiner von uns ist ein explosiver Typ. Obwohl viel Herzblut im Projekt steckt, stand die Sache, der Erfolg des Projekts, im Vordergrund. Und hinter dem Resultat stehen wir als Gruppe vollkommen. Klar gibt es Details, die jeder für sich vielleicht anders gelöst hätte. Aber die letzte Entscheidung hat stets alle überzeugt. Dass am Ende sogar der «Schindler Award» dafür vergeben wurde, war einerseits eine grosse Bestätigung und andererseits natürlich eine riesige Freude.

Daniel Meier: Heute arbeiten wir alle in unterschiedlichen Büros. Es ging «ring», eine Stelle zu finden. Nach unserem Projekt für ein riesiges Areal arbeite ich eher wieder in kleineren Massstäben. Kleiner heisst aber nicht zwingend weniger Freude.

Simon Moser: Es gibt in unserem Berufsleben schon Gelegenheiten, grosse Flächen mit grossen Bauvolumen zu bearbeiten. Aber die Grösse, wie wir sie während unseres Projekts in Berlin antrafen, dürfte eher selten sein.

Simon Roesti: Mein Büro bewirbt sich durchaus bei grossen Projekten. Doch die Ausgangslage ist natürlich völlig anders. Alles ist konkreter Definiert. Der finanzielle Rahmen ist gegeben. Doch auch innerhalb enger gesteckter Grenzen sind kreative und gute Lösungen gefragt. Oder erst recht. Geniale Ideen für kleine Projekte zu haben, ist nicht leichter, als geniale Ideen für grosse Projekte zu haben.

Beat Matter

Beat Matter

Ich schreibe. Und ich fotografiere. Beides fliessend. Für Medien, Unternehmen, Stiftungen, Verbände, Vereine und Private.

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