Von früh bis spät

Till Rageth, 21, Zimmermann, Geschäftsführer der AussenHolzBau GmbH, lebt für seine Firma. 15-Stunden-Arbeitstage sind keine Seltenheit. Aber er möchte es nicht anders. (die baustellen Nr. 12/2010)

Angefangen hat alles mit einer grossen Holzscheune, die eher ein rudimentärer Bretterverschlag war. Ein Bekannter fragte mich in den letzten Wochen meiner Berufslehre an, ob ich den Gesamtausbau der Scheune übernehmen wolle. Mit einem Kollegen hatte ich zunächst vor, diesen Auftrag nebenher zu erledigen. Im Gespräch mit meinem Vater reifte allerdings die Einsicht, es entweder korrekt oder gar nicht zu machen. Also gründeten wir eine Firma. Eine Woche nach dem Ende meiner Lehre starteten wir mit dem Auftrag. Mit der Akontozahlung des ersten Auftrags kauften wir unsere ersten kleinen Werkzeuge. Als der Auftrag ausgeführt und die Zahlung eingegangen war, konnten wir uns die nächsten Werkzeuge leisten. Es folgten noch zwei, drei weitere Aufträge aus dem Bekanntenkreis. Danach hatten wir keine Arbeit mehr. Und schafften es auch nicht, neue Arbeit zu beschaffen. Vor ziemlich genau zwei Jahren brach ich die Übung ab. Ich sagte meinem Vater, es funktioniere nicht, ich sei zu jung dafür. Sowieso musste ich zwei Monate später in die Rekrutenschule. Danach wollte ich die Berufsmatura machen und ins Kaufmännische wechseln. Daraus wurde aber nichts.
Noch während meinem kurzen Abstecher in die RS rief mich ein Zimmermann an, bei dem ich davor temporär gearbeitet hatte. Er hatte Arbeit für mich. Ich half dem Zimmermann und konnte mich in der Folge im Namen meiner alten Firma, die dadurch reaktiviert wurde, an ihn ausmieten. Seither ziehe ich die Sache auf Gedeih und Verderb durch. Klar, es hat wieder Phasen gegeben, in denen die Arbeit knapp war. Aber ich habe in der Zwischenzeit gemerkt, dass sich immer wieder Türen öffnen.

Drei Angestellte
Seit rund einem halben Jahr geht es nur noch aufwärts. Ich bin sehr zufrieden mit dem Gang der Dinge. Ich habe mittlerweile drei Angestellte. Es sind Leute aus meinem Kollegenkreis, was in bestimmten Situationen natürlich nicht nur von Vorteil ist. Aber wir sind ein gutes Team, arbeiten von früh bis spät. Ich selbst hänge häufig noch ein paar Stunden an. Wenn es nötig ist, erledigen wir auch Aufträge übers Wochenende. Ich möchte mich, wie der Firmenname sagt, auf den Aussenholzbau konzentrieren. Klar, jetzt im Winter sorgt der Innenausbau für Auslastung. Ich bin jedoch gespannt, wie es sich auf den Frühling und Sommer hin entwickeln wird. Wir sind stark im Terrassen- und Gartenhausbau. Zäune machen wir ebenso wie Pergolas. Bei einem längeren Aufenthalt in Frankreich habe ich bemerkt, dass dort vieles im Aussenbereich in Douglasie-Holz gefertigt ist. Ich habe mir einen guten Lieferanten gesucht und importiere das Holz direkt zu einem Preis, den man in keinem Baumarkt findet. Kastanienholz führen wir auch. Nächstens suche ich mir einen Teak-Lieferanten.

Es lohnt sich
Wenn ich fünf, sechs Stunden geschlafen habe, habe ich lange geschlafen. Den Rest des Tages arbeite ich. Spätabends setze ich mich hin, trinke vielleicht ein Glas Rotwein, dann schlafe ich ein. Meine Freundin kommt deshalb vielleicht etwas zu kurz. Aber sie selbst arbeitet nicht viel weniger als ich. Wenn wir aber zusammen sind, sind wir glücklich. Dazu brauchen wir nichts als uns. Klar, mein Pensum kann auf lange Frist nicht so hoch bleiben. Es wäre selbstzerstörerisch. Aber im Moment bin ich sicher, es lohnt sich.

Beat Matter

Beat Matter

Ich schreibe. Und ich fotografiere. Beides fliessend. Für Medien, Unternehmen, Stiftungen, Verbände, Vereine und Private.

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